Mana Pools Nationalpark – Weltnaturerbe der UNESCO

Schlecht sehen sie aus. Graue Riesen aus Haut und Knochen. Ihre Bewegungen sind lethargisch, zeitlupenartig. Manche haben ein winziges Kalb an ihrer Seite. Die Elefanten im Mana Pools Nationalpark. Es geht ihnen schlecht. Die letzte Regenzeit brachte viel zu wenig Wasser. Das Gras wuchs spärlich. Ausgewachsene Elefanten brauchen gut 150 kg Nahrung am Tag. Sie sind reine Vegetarier und fressen von Gräsern über Rinde und Früchte beinahe alles. Doch ohne Wasser wächst wenig. Die Elefanten hungern. Mit Regen ist erst in vier bis sechs Wochen zu rechnen im November.

Elefantenmutter mit Kalb, Mana Pools Nationalpark
Elefantenmutter mit Kalb, Mana Pools Nationalpark
Hungriger Elefant
Hungriger Elefant

Schätzungsweise 30000 Elefanten leben im Nationalpark und angrenzenten Gebieten. Während der meisten Zeit des Jahres verteilen sich die Tiere bis weit ins Hinterland und die Berge. Hier finden sie frisches Grün. Doch wenn mit Beginn der Trockenzeit das Nahrungsangebot immer spärlicher wird, die Wasserstellen austrocknen ziehen die Tiere ins Flachland an den Sambesi. Der Fluss führt ganzjährig Wasser. Manche Tiere recken sich so weit sie können um an noch grüne Zweige an den Bäumen zu gelangen. „Boswell“, der bekannteste Bulle in Mana Pools, stellt sich sogar auf seine Hinterbeine und macht „Männchen“. Das sieht aus wie eine Zirkusnummer, ist aber für den mehrere Tonnen schweren Bullen ein unglaublicher Kraftakt. Andere versuchen es ihm nachzumachen, aber sie schaffen es nicht sich nur auf die Hinterbeine zu stellen.

Auffällig ist, dass Tiere mit Stoßzähnen besser genährt aussehen, als Tiere ohne Stoßzähne. Die Stoßzähne werden zum Graben und zum Schälen von Baumrinde genutzt. Tiere ohne Stoßzähne kauen auf trockenen Ästen die sie am Boden finden. Ein trauriger, beängstigender Anblick.

Abgemagerter Elefant ohne Stoßzähne
Abgemagerter Elefant ohne Stoßzähne

Die Elefanten sind meist allein oder zu zweit unterwegs. Dabei sind Elefanten Herdentiere; Mütter mit Kälbern bilden oft große Gruppen, aber nicht in Mana Pools. Das liegt wahrscheinlich am mangelnden Nahrungsangebot. Der Regen im letzten Jahr war spärlich, das Gras ist nicht so viel nachgewachsen. Mittlerweile wurden Futterstellen für die Tiere eingerichtet. Sobald ein Ballen Heu angeliefert wird, finden sich Gazellen, Büffel, Elefanten, Antilopen an dieser Stelle ein und fressen gemeinsam.

Elenantilope
Elenantilope

Mana Pools Nationalpark ist mit knapp 2200 km² der drittgrößte Nationalpark Simbabwes. Er erstreckt sich mehr als 50 Kilometer entlang des Sambesis. Mana bedeutet vier; diese vier steht für die vier Altwassertümpel Main Pool, Chine Pool, Long Pool und Chisambik Pool. Diese vier Tümpel bilden das Herz des Mana Pools Nationalparks. Es handelt sich um Hinterlassenschaften des Sambesis, der vor langer Zeit einige Kilometer weiter südlich floss.

Ufer des Sambesi
Ufer des Sambesi

Die Landschaft ist flach wie eine Bratpfanne, der Boden sandbraun, ausgedörrt. Nicht nur die Elefanten schleichen durch den Park, allen Pflanzenfressern geht es nicht gut.

Landschaft bei Camp Mana
Landschaft bei Camp Mana

Die Löwen und Wildhunde hingegen haben voll gefressene Bäuche. Geschwächte Tiere sind natürlich wesentlich schneller zu erbeuten als gesunde und kräftige. Wir treffen auf relativ viele Safarifahrzeuge. Ich zähle insgesamt 12 Fahrzeuge, die sich um einen Baum gruppieren. Was mag es dort geben? Aus dritter Reihe erkennen wir sie: Eine Familie von neun Wildhunden liegt schlafend im Schatten des Baumes.

Wildhund
Wildhund

Wir, fünf Freunde, übernachten im Camp Mana, etwa 15 Kilometer flussaufwärts von der Nationalparkverwaltung in Nyamepi. Das Camp liegt direkt am Sambesi wobei der Fluss gerade gut 500 Meter entfernt fließt. Jetzt, im September, ist noch Trockenzeit, der Fluss führt extrem wenig Wasser. Das Camp wird nur von April bis November aufgebaut. Es besteht aus einigen Safarizelten mit insgesamt 12 Betten. Ein solches Safarizelt ist eine wunderbare komfortable Erfindung: Ausgestattet mit richtigem Bett, Tisch, Regal, Solar-Strom ja sogar einem eigenen Bad mit Toilette und warmer Dusche. Alles da. Trotzdem trennen Dich nur die dünnen Leinenzeltwände von Löwen und Flusspferden die nachts durch’s Camp streifen. 

Steve, ein Guide mit vierzig Jahren Erfahrung, erklärt uns die Philosophie von Camp Mana: „Hinterlasse nur ganz wenige Spuren“. Im Einklang mit der Natur und dem fragilen Ökosystem ist auch der Aufenthaltsraum komplett offen gehalten und schnell auf- und wieder abgebaut. Strom für die Gäste und für den Kühlschrank liefert die Sonne.

Einzigartig ist der Wald rund um Camp Mana. Die knorrigen Stämme der Anabäume sind schon sehenswert. Hinzu kommt, dass im Gegenlicht alles blau schimmert und mystisch unwirklich aussieht. Wir laufen ein Stück in den Wald hinein.

Der "blaue" Wald, Mana Pools Nationalpark
Der „blaue“ Wald, Mana Pools Nationalpark
Steve, Camp Mana
Steve, Camp Mana

In diesem Nationalpark ist es mit Genehmigung erlaubt, zu Fuß zu gehen – gefährliche Wildtiere hin oder her. Wer sich von einem Löwen erwischen lässt oder einer Elefantenmutter mit Kalb zu nah auf die Pelle rückt ist selbst schuld. Wir laufen mit Steve, der die Umgebung stets aufmerksam im Blick hat. Er trägt ein Gewehr. Nur für äußerste Notfälle. Benutzen musste er es noch nie. Nachtfahrten sind übrigens im Mana Pools Nationalpark nicht erlaubt, genauso wenig wie Querfeldeinfahrten.

Früher wurde diese Region regelmäßig großflächig vom Sambesi überschwemmt; doch der Sambesi wurde gezähmt. Seit der Errichtung der Staumauer des Karibadamms im Jahr 1959 fließt das Wasser reguliert. Doch nun fehlen dem Boden die Mineralstoffe, welche die Überschwemmungen mit sich brachten. So versandet das Ufer zusehends.

Am Ufer des Sambesi, Mana Pools Nationalpark
Am Ufer des Sambesi, Mana Pools Nationalpark

Der Fluss mäandert noch immer und bildet auch in der Trockenzeit kleine Pools und Flussläufe. Hier versammeln sich Flusspferde, Löffler, Nimmersatts, Nilkrokodile, Reiher.

Löffler
Löffler

Wir verlassen Camp Mana und den Sambesi, nicht jedoch den Nationalpark. Steve bringt uns mit dem Safariwagen auf einer staubigen Piste durch lichten Wald. Hin und wieder sehen wir einen prächtigen Baobab. Dann kommen wir zu einer Kreuzung. Hier warten wir. Wir sollen abgeholt werden. Von den Betreibern der nächsten Lodge. Per Funk stehen beide und Verbingung und nach kurzer Wartezeit wechseln wir die Wagen. Eine weitere Stunde Fahrt auf gerade Piste liegt vor uns bevor wir unser Gepäck in der Kavinga Lodge abladen können.

Warten auf Abholer, Mana Pools Nationalpark
Warten auf Abholer, Mana Pools Nationalpark

Zu unserem Aufenthalt in der Kavinga Safari Lodge habe ich einen eigenen Artikel geschrieben: Badetag in Kavinga.

Tipps für Selbstfahrer

  • Unterkünfte müssen vorab bei der Nationalparkbehörde in Harare reserviert werden
  • Pro Tag sind nur 50 Fahrzeuge im Park zugelassen
  • Der Park ist ganzjährig geöffnet, manche Camps werden jedoch nur in der Trockenzeit von April bis Oktober aufgebaut
  • Gezahlt wird die Parkgebühr im Nyamepi Office; hier muss auch das Permit abgestempelt werden. Das Permit erhalten Besucher in Marongora. Nach 15:30 Uhr darf man nicht mehr von Marongora losfahren um sicherzustellen, dass der Reisende noch vor Einbruch der Dunkelheit ein Camp erreicht und nicht auf halber Strecke wild campen muss.
  • Die Straße ist nur wenige Kilometer geteert, danach folgt Waschbrettpiste

Nach dem Mana Pools Nationalpark verbrachten wir noch drei Nächte im Matusadona Nationalpark. Die Anfahrt erfolgte über den Karibasee.

Für Nachahmer

Wir hatten unsere Reise als Privatreise über Wigwam Tours gebucht und waren mit der Organisation und dem Preis/Leistungsverhältnis mehr als 100% zufrieden. Es hätte nicht besser sein können.