Faial – die durch Naturgewalten geprägte Insel

Capelinhos

Ein weithin sichtbarer Leuchtturm lukt aus haushoher grau-brauner Lavaasche. Haushoch ist wörtlich gemeint, von dem zweistöckigen Wirtschaftsgebäude des Leuchtturms ragt nur das oberste Stockwerk aus der Asche.

Leuchtturm Capelinhos, Faial

Bis zum 27. September 1957 wies dieser Leuchtturm den Schiffen den Weg, heute frage ich mich: Wieso steht ein Leuchtturm an einem Ort, der hinter einer Insel liegt – vom Meer ist er doch gar nicht zu sehen! Das macht doch keinen Sinn! Doch. Die Lösung ist ganz einfach: Beim Bau des Leuchtturms war die Insel gar nicht da! Dort war Meer. Der Atlantische Ozean. Dann tat sich die Erde oder besser gesagt das Meer auf. Eine Rauchwolke stieg auf, das Ozeanwasser begann zu kochen. Lava wurde bis zu 500 Meter in die Luft geschleudert, Asche stieg bis auf 1400 Meter hoch. Gut sechs Wochen später waren ganze Landstriche unter einer dicken Ascheschicht begraben. Gut 250 Familien hatten keine Bleibe mehr und ihre Arbeitsplätze, ihre Felder, waren verschwunden – vergraben unter einer dicken Schicht aus Vulkanasche.

Leuchtturm von Capelinhos, Faial

John F. Kennedy, zu der Zeit noch Senator, sorgte dafür, dass die betroffenen Familien leicht in die die USA immigrieren konnten. Ein ganzes Jahr dauerten die Eruptionen, teilweise aus drei Schloten und gespickt mit teils starken Erdbeben. Der Westen Faials hob sich um einen halben Meter. Aus dem Meer erhob sich eine kleine Insel, die sich mit dem Festland verband. Faial war damit um mehr als zwei Quadratkilometer gewachsen.

Capelinhos, Faial

Durch Erosion, das Meer, die Brandung sind allerdings schon wieder mehr als drei Viertel des Neulands im Meer versunken.

Für gut eine halbe Millionen Euro wurde neben dem alten Leuchtturm ein Museum gebaut. Wo? Unterirdisch. So konnte der landschaftliche Eindruck der Aschewüste erhalten erhalten bleiben. Entworfen wurde der Bau von Nuno Ribeiro Lopes.

Blick auf Museum von Capelinhos

Hier erfahren Besucher:innen alles über Vulkanismus rund um die Erde. Ein absolutes Highlight unseres Besuchs.

Museum Capelinhos

Der Leuchtturm wurde restauriert und kann bestiegen werden. Der Treppenaufgang ist phänomenal. Auf die historische Steinteppe wurde eine etwas breitere Edelstahltreppe aufgelegt. So können die zahlreichen Besucher:innen heute hinaufgehen und die Aussicht genießen.

Treppenhaus des Leuchtturms von Capelinhos
Treppenhaus des Leuchtturms von unten nach oben gesehen
Treppenhaus des Leuchtturms von oben nach unten gesehen
Treppenhaus des Leuchtturms von oben nach unten gesehen
Aussicht vom Leuchtturm auf die neu entstandene Insel
Aussicht vom Leuchtturm auf die neu entstandene Insel

Ribeirinha

Im Leuchtturm von Ribeirinha im Westen Faials ist ein Aufstieg nicht möglich. 1998 gab es in diesem Inselteil ein starkes Erdbeben. Der Leuchtturm wurde unbenutzbar. Das Kirchenschiff der Ortskirche stürzte ein, nur der Kirchturm blieb stehen. Viele Wohnhäuser wurden so stark beschädigt, dass sie nicht repariert werden konnten, die Menschen verließen den Ort.

Leuchtturm von Riberinha

Dennoch lohnt der Besuch dieses Ortes. Wer schlecht laufen kann, fährt mit dem Auto zum Leuchtturm. Wer, wie wir, gut zu Fuß ist, genießt einen ausgedehnten etwa zweistündigen Spaziergang von Ribeirinha an die Küste. Der schön angelegte Campingplatz direkt am Meer lädt zur Rast ein; das Meerwasserschwimmbecken bietet sich an einem heißen Tag für eine kurze Abkühlung an bevor der etwas anstrengende Teil der Wanderung beginnt.

Meerwasserschwimmbecken und Slipway in Riberinha

Denn direkt hinter dem Campingplatz müssen wir den steilen Hügel erklimmen. Wie so häufig auf den Azoren führt ein Pfad direkt und auf dem kürzesten Weg den Berg hinauf. Zickzackwege mit gemäßigtem Anstieg sind auf den Azoren selten. Der Weg durch den dichten Wald besteht zum großen Teil aus Stufen – bei 100 höre ich auf zu zählen.

Traurig, verlassen und zerschlagen steht der alte Leuchtturm da. Sein Nachfolger wurde auf dem nächsten Hügel errichtet.

Die Caldeira

Ein weiteres Highlight liegt im Zentrum der Insel – die Caldeira. Eine gut ausgebaute Straße schlängelt sich in vielen Kehren den Vulkanhügel hinauf. In etwa 900 Metern Höhe ist der Parkplatz am Rande des Kraters. Vom Aussichtspunkt blicken wir in die Tiefe.

Caldeira von Faial

Der Krater, die Caldeira, hat einen Durchmesser von zwei Kilometern, die Wände fallen 400 Meter hinab und der höchste Punkt ist 1043 Meter ü.N. Mit einer Führung dürfen Wanderer in den Krater absteigen. Wir entschließen uns auf Höhe zu bleiben und entgegen dem Uhrzeigersinn um den Krater zu laufen.

Blick in die Caldeira von Faial

Es ist ein schöner Pfad, mal gut zu gehen, mal ausgetreten, mal mit ein paar Stufen, mal etwas Gebüsch. Beinahe sieben Kilometer ist der Weg um den Krater lang.

Pfad um die Caldeira von Faial

Etwa zwei Stunden sollten Wanderer einkalkulieren, denn jede/r muss einfach stehen bleiben und die fantastische Aussicht genießen: Sowohl in den Krater als auch hinüber auf die Insel Pico und auf die Orte an der Küste.

Blick von der Caldeira auf Faial hinüber zur Insel Pico.

Gegen 11 Uhr steigen dicke weiße Wolken über der Kraterwand auf.

Dahinter schieben sich dunklere Wolkenschwaden direkt über die Kraterwand.

Caldeira von Faial

Doch da sehen wir den Parkplatz schon wieder, wir haben die Runde fast beendet. Heute morgen stand unser Mietwagen als einziges Fahrzeug dort, jetzt ist jeder Platz belegt. Fazit: Die Caldeira ist in vieler Hinsicht etwas für Frühaufsteher.

Einen Tag später fahren wir nochmals zur Caldeira – weil es landschaftlich so schön war. Doch, der Parkplatz ist leer. Warum wohl?

Parkplatz an der Caldeira, Faial

Die Caldeira ist total von Wolken umgeben, wir stehen komplett im Nebel. Nur sekundenweise erhaschen wir einen Blick in den Kratergrund. Es hat auch seinen Reiz, aber bei Sonne war es definitiv schöner.

Horta

Wir haben über booking.com eine überaus nette Ferienwohnung (Villa Odette) gefunden, direkt in Horta, der Hauptstadt von Faial. Von der Terrasse blicken wir über den großen Garten auf den Hafen bis hinüber zum Pico, dem höchsten Berg Portugals. Der Pico ist recht „scheu“, an fünf von sechs Tagen verbirgt er sich hinter einer Wolke.

Blick auf den Pico (ohne Wolken)
Blick auf den Pico (ohne Wolken)
Blick auf den Pico (hinter Wolken)

An so einem regnerischen Tag sind wir glücklich, dass wir das Wetter mit einem guten Buch und einer Tasse Kaffee einfach aussitzen können. Wir haben bei unserer Reise für jede Insel fünf bis sechs Tage Aufenthalt eingeplant.

Zu Fuß sind wir in zehn Minuten im Zentrum von Horta. Zu Fuß gehen lohnt sich, denn die Bürgersteige – sofern vorhanden – sind mit kleinen Pflastersteinen und kunstvollen Mustern ausgelegt. Wechseln wir die Straße, wechselt auch das Muster des Bürgersteigs.

Wie jeder Besucher und jede Besucherin von Horta schlendern wir durch den Yachthafen. Hier liegen Segelyachten aus aller Welt – je nach Jahreszeit sind sie auf dem Weg nach Amerika oder auf dem Rückweg nach Europa.

Yachthafen von Horta

Jeder Segler, der hier aussteigt, verewigt sich auf dem Kai. In den 1970-er Jahren hat wohl erstmals jemand die damals triste graue Betonwand mit einem farbigen Bildchen versehen. Der Name des Bootes, die Namen der Crew-Mitglieder und die Jahreszahl waren darauf abgebildet. Sich selbst zu verewiegen „ich war auch hier“ ist so alt wie die Menschheit und so malten auch nachfolgende Segler ein buntes Bildchen mit diesen Angaben. Heute ist daraus eine mehrere hundert Meter lange regelrechte Galerie geworden.

Yachthafen von Horta

Segler treffen sich im Peter Cafe Sport. Seit mehr als 100 Jahren. Wir sind zwar nicht mit dem Segelboot gekommen, aber das Cafe hat Kultstatus. Es ist in aller Munde, Du musst einfach dort gewesen sein. Es herrscht ziemlicher Andrang. So viele Menschen können sich nicht irren. Ich bin sehr gespannt.

Peter Cafe Sport

Der Schokoladenkuchen soll sensationell sein. Ich liebe Schokoladenkuchen und bestelle ein Stück. Es handelt sich um ein Stück Schokorührkuchen, mit viel Treibmittel fluffig gemacht, geschmacklich aber eher im unteren Bereich. Dieses Stück Rührkuchen schwimmt in einer Schokoladensoße aus der Tube oder billiger Schokolade. Nicht mein Geschmack. Absolut nicht.

Schokoladenkuchen in Peter Cafe Sport, Faial

Das Restaurant ist hübsch mit internationalem Flair eingerichtet, das Ambiente ist ganz nett, aber das ist auch alles. Gesehen. Vielleicht liegt meine Enttäuschung auch daran, dass ich keine Seglerin bin.

Peter Cafe Sport