Reisezitate des 19. Jahrhunderts

Reisen ist,
in jedem Augenblick geboren werden und sterben.
Victor Hugo (1802 – 1885)

Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens.
Friedrich Hebbel (1813 – 1863)

An die Freunde
Wieder einmal ausgeflogen,
Wieder einmal heimgekehrt;
Fand ich doch die alten Freunde
Und die Herzen unversehrt.
Wird uns wieder wohl vereinen
Frischer Ost und frischer West?
Auch die losesten der Vögel
Tragen allgemach zu Nest.
Immer schwerer wird das Päckchen,
Kaum noch trägt es sich allein;
Und in immer engre Fesseln
Schlinget uns die Heimat ein.
Und an seines Hauses Schwelle
Wird ein jeder fest gebannt;
Aber Liebesfäden spinnen
Heimlich sich von Land zu Land.
Theodor Storm (1817 – 1888)

Wer reisen will,
muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen,
zumindest keine Voreingenommenheit.
Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden
anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.
Theodor Fontane (1819 -1898)

Erst die Fremde lehrt uns,
was wir an der Heimat haben.
Theodor Fontane (1819 – 1898)

Warum ist beinah jeder kraftvolle, gesunde Junge,
in dem eine kraftvolle, gesunde Seele steckt,
irgendwann einmal darauf versessen, zur See zu gehen?
Herman Melville (1819 – 1891)

Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist´s: Reise, reise!
Wilhelm Busch (1832-1908)

Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen,
ob man einen Menschen mag oder nicht,
als mit ihm auf Reisen zu gehen.
Mark Twain (1835 – 1910)

Reisen ist für Vorurteile, Bigotterie und Engherzigkeit lebensgefährlich,
und viele unserer Leute benötigen es aus diesem Grunde dringend.
Mark Twain (1835 – 1910)

In 20 Jahren werden Sie eher von den Dingen enttäuscht sein,
die Sie nicht getan haben, als von denen, die Sie getan haben.
Lichten Sie also die Anker und verlassen Sie den sicheren Hafen.
Lassen Sie den Passatwind in die Segel schießen.
Erkunden Sie.
Träumen Sie.
Entdecken Sie.

Mark Twain (1835 – 1910)

Die Reiseziele sind nur deshalb begehrenswert,
weil die Reise dazwischen liegt.
Elisabeth Amalie Eugenie, Kaiserin von Österreich (1837 – 1898)

Die Kunst der Weisheit besteht darin,
zu wissen, was man übersehen muss.
William James (1841 – 1910)

Was ist Reisen?
Ein Ortswechsel?
Keineswegs!
Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.
Anatole France (1844-1924)

Ach, wie herrlich ist das Reisen,
mancherlei man profitiert,
glücklich kann sich jeder preisen,
dem solch´ Loos zu Theile wird.
Maurice Peterson (27.9.1846)

Ich reise nicht,

um an einem Ort zu gelangen,
sondern um des Reisens willen.
Robert Louis Stevenson (1850 – 1894)

Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem,
was ihm fehlt.
Und er kehrt nach Hause zurück,
um es zu finden.
George Moore (1852 – 1933)

Die Vorstellung ist wundervoll,
aber noch wundervoller ist das Erlebnis!
Oskar Wilde (1854 – 1900)

Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen unseren Vorurteilen auf.
Oscar Wilde (1856 – 1900)

Ich stelle mir bisweilen vor,
wenn ich durch die Straßen gehe,
ich sei ein Fremder,
und erst dann entdecke ich,

wieviel zu sehen ist,
wo ich sonst achtlos vorübergehe.
Rabindranath Tagore (1861 – 1941)

Das wichtigste Stück des Reisegepäcks
Ist und bleibt ein fröhliches Herz.
Hermann Löns (1866 – 1914)

Man entdeckt keine Erdteile
ohne den Mut,
alle Küsten aus dem Auge zu verlieren.
André Gide (1869 – 1951)

Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen neuer Landstriche, sondern darin,
etwas mit anderen Augen zu sehen.
Marcel Proust (1871-1922)

Je mehr wie sehen,
was wir sehen,
desto mehr entdecken wir
in vertrauter Umgebung,
was war noch nie sahen.
Karl Foester (1874 – 1970)

Die Reise ist der Mai, der alles neu macht.
Thomas Mann (1875 – 1955)

Reisen ist das einzig taugliche
gegen die Beschleunigung der Zeit.
Thomas Mann (1875 – 1955)

Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt.
Martin Buber (1878 – 1965)

Manche Menschen reisen hauptsächlich in den Urlaub,
um Ansichtskarten zu kaufen,
obwohl es doch vernünftiger wäre,
sich diese Karten kommen zu lassen.
Robert Musil (1880 – 1942)

Die Welt verstehen,
nenne ich der Welt gewachsen zu sein.
Oswald Spengler (1880 – 1936)

Der kürzeste Weg zu sich selbst
führt um die Welt herum.
Hermann Keyserling (1880 – 1946)

Alles in der Welt ist nur für den da,
der Augen hat, es zu sehen.
Eduard Spranger (1882 – 1963)

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee,
da taten ihnen die Beine weh.
Und da verzichteten sie weise
dann auf den letzten Teil der Reise.
Joachim Ringelnatz (1883 – 1943)

Der Sinn des Reisens ist, ans Ziel zu kommen,
aber Sinn des Wanderns unterwegs zu sein.
Theodor Heuss (1884 – 1963)

Reisen ist das Entdecken,
dass alle Unrecht haben mit dem,
was sie über andere Länder denken.“
Aldous Huxley (1884 -1963)

Die selben Dinge täglich bringen langsam um.
Neu zu begehren, dazu verhilft die Lust der Reise.
Ernst Bloch (1885 – 1977)
 
Öffnet man die Augen, wird jeder Tag zum Erlebnis.
Oskar Kokoschka (1886-1980)Reisen

Meinen Sie Zürich zum Beispiel sei eine tiefere Stadt,
wo man Wunder und Weihen immer als Inhalt hat?
Meinen Sie, aus Habana, weiß und hibiskusrot,
bräche ein ewiges Manna für Ihre Wüstennot?
Bahnhofstraßen und Rueen, Boulevards, Lidos, Laan –
selbst auf den Fifth Avenueen fällt Sie die Leere an –
Ach, vergeblich das Fahren!
Spät erst erfahren Sie sich:
bleiben und Stille bewahren das sich umgrenzende Ich.
Gottfried Benn (1886 – 1956)
Die Reise und nicht das Ziel ist von Bedeutung.
T.S. Elliot (1888 – 1965)

Umwege erweitern die Ortskenntnis.
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Trudele durch die Welt.
Sie ist so schön, gib dich ihr hin,
und sie wird sich dir geben.
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage,
ob man sich anständig benehmen muss
oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.

Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise.
Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Zwei Tendenzen reißen heut‘ den Menschen hin und her:
Die nach dem Eigenheim und die nach dem Reisen.
Doch in Wirklichkeit gehören beide zusammen.
Denn zum rechten Reisen gehört erst recht ein geliebtes Heim,
wie zum Nähen der Knoten.
Hinaus in die Ferne hat Heimat zur Voraussetzung.
Sonst bleibt das doch bloß Ortsveränderung.
Sigismund von Radeki (1891 – 1970)

Reisen sollte nur ein Mensch,
der sich ständig überraschen lassen will.
Oskar Maria Graf (1894-1967)

Ein Mensch, zu reisen um halb zehn,

beschließt, um sechs Uhr aufzustehen,
damit er sich nicht hetzen muss; Gemütlichkeit ist ihm Genuss!
Er blödelt hier, er trödelt dort
er braucht ja lange noch nicht fort‘.
Er trinkt Kaffee und liest in Ruh‘ sein Blättchen
er hat Zeit dazu!
Zeit? Höchste Zeit, dass er sich schleune;
denn plötzlich sieht er, fast ist’s neune!
Doch wie er sich auch jetzt noch tummelt,
zu spät: er hat den Zug verbummelt!
Ein andrer Mensch, der leider glatt die Aufstehfrist verschlafen hat,
wacht auf, sieht auf den ersten Blick das äußerst drohende Geschick,
reißt sich zusammen,
und geschwind braust auf die Bahn er,
wie der Wind, erwischt den Zug,
wenn auch nur knapp, und fährt, ein Sieger, glücklich ab.
Wir hoffen, dass Ihr selbst es wisst,
dass dies ein Lebens-Gleichnis ist.
Eugen Roth (1895-1976)

Ein Mensch holt sich für die bezweckte

Fahrt in die Ferien viel Prospekte,
die, was verdächtig, unentgeltlich
in reichster Auswahl sind erhältlich
und die in Worten wie in Bildern
den Reiz jedweder Gegend schildern.
Begeisternd sind die Pensione,
in denen nette Menschen wohnen.
Ganz herrlich sind die Alpentäler,
wo preiswert Bett und Mittagsmähler.
Doch würdig reifer Überlegung
ist auch am Meere die Verpflegung.
Es fragt sich nuir, ob Ost-, ob Nord-?
Und schließlich, wie wär es an Bord?
Nicht zu verachten bei den Schiffen
der Lockruf: „Alles inbegriffen!“
Der Mensch, an sich nicht leicht entschlossen,
hat lesend schon genug genossen
und bleibt von tausend Bildern satt,
vergnügt in seiner Heimatstadt.
Eugen Roth (1895-1976)

Ein Mensch, vorm Urlaub, wahrt sein Haus,
dreht überall die Lichter aus.
In Zimmern, Küche, Bad, Abort-
dann sperrt er ab, fährt heiter fort.
Doch jäh, zu hinterst in Tirol,
denkt er voll Schrecken: „Hab ich wohl?“
Und steigert wild sich in den Wahn,

er habe dieses nicht getan.
Der Mensch sieht, schaudervoll, im Geiste,
wie man gestohlen schon das meiste,
sieht Türen offen, angelweit.
Das Licht entflammt die ganze Zeit!
Zu klären solchen Sinnestrug,
fährt heim er mit dem nächsten Zug
und ist schon dankbar, bloß zu sehn:
Das Haus blieb wenigstens noch stehn!
Wie er hinauf die Treppe keucht:
Kommt aus der Wohnung kein Geleucht?
Und plötzlich ist`s dem armen Manne,
es plätschert in der Badewanne!
Die Ängste werden unermessen:
Hat er nicht auch das Gas vergessen?
Doch nein! Er schnuppert, horcht und äugt
und ist mit Freuden überzeugt,
dass er – hat er’s nicht gleich gedacht?-

zu Unrecht Sorgen sich gemacht.
Er fährt zurück und ist nicht bang.-
jetzt brennt das Licht vier Wochen lang.
Eugen Roth (1895-1976)

Seien wir ehrlich:
Das Leben ist immer lebensgefährlich.
Erich Kästner (1889 – 1974)

Tiumpan Head

Der verborgene Sinn des Reisens ist es,
Heimweh zu haben“
Erich Kästner (1899 – 1974)

Toren bereisen in fremden Ländern die Museen,
Weise gehen in die Tavernen.
Erich Kästner (1899 – 1974)