Praslin – die Insel der Palmen

Praslin ist die Vielseitigste der von mir besuchten Seychellen-Inseln. Meine persönlichen Highlights sind eindeutig die Seychellenpalme und die Krabben und die Papageien und die Schlammspringer, ach eigentlich alles. Die Strände sind auch schön, aber das sind sie auf allen Seychelleninseln.

Praslin, Anse La Blague
Anse La Blague

Grand Anse

Es ist mein erster Besuch auf den Seychellen. Von meiner Ferienwohnung in Grand Anse, dem Hauptort Praslins, sind es genau 200 Meter bis zum Strand. Mein erster Blick. Wunderschön.

Praslin, Grand Anse
Grand Anse

Ich stehe am endlos lang erscheinenden Strand. Hübsch, aber etwas ist falsch an diesem Foto. Seychellen-Strand hatte ich mir anders vorgestellt: Makellos weißer Sand, blauer Himmel, türkisfarbiges Wasser. Eben so wie auf den Fotos in den Broschüren der Reisebüros!

Praslin, Grand Anse
Grand Anse

Die Farbe des Meeres sieht eher aus wie die Nord- oder Ostsee. Dass die Lufttemperatur etwa 28 Grad hat und die Wassertemperatur bei 25 Grad liegt, geht aus diesem Foto wohl nicht hervor.

Praslin, Grand Anse
Grand Anse

Ich bin am Grand Anse, dem längsten Strand der Insel. Jetzt, im September, herrscht Südost-Monsun. In dieser Zeit wird sehr viel Seegras angeschwemmt, das mögen strandhungrige Badegäste nicht so gern. Für mich ist es jedoch ideal: Ich möchte laufen und Tiere beobachten.

Auch der Ort Grand Anse ist für mich die perfekte Basisstation. Es gibt mehrere kleine Supermärkte, ein paar Restaurants und einen Markt. Hier verkaufen Fischer täglich ihren frischen Fang. Kleinbauern bieten Obst und Gemüse direkt von der Ladefläche ihres Autos an. Es gibt nur, was gerade reif ist. Bananen, Mangos, Papayas, Passionsfrüchte, Kürbis, Zwiebeln, Tomaten.

Grand Anse, Markt
Grand Anse, Markt

Im Supermarkt hingegen gibt es alles, von Clementinen aus Spanien über Joghurt aus Griechenland, Müsli aus Polen, Eier und Bier von den Seychellen.

Seybrew
Seybrew

Ein Bekannter hatte mir die Virgin-Coconut-Oil-Factory zum Besuch wärmstens empfohlen. Dank eines Hinweisschildes an der Hauptstraße finde ich die Fabrik, wobei es eher eine Manufaktur als eine Fabrik ist. Seit fast 20 Jahren wird sie von zwei Personen betrieben. Es handelt sich um 100% kaltgepresstes Kokosöl aus Kokosnüssen, die auf Praslin geerntet werden. Neben einer Flasche Öl zum Kochen und Braten kaufe ich noch Marmelade und Kokosnougat für’s Frühstück. Den Nougat wollte ich eigentlich als Geschenk mit nach Hause nehmen, aber als ich nach vier Wochen Seychellenurlaub zurückfliege, ist die Dose irgendwie leer. Ich habe alles selbst gegessen.

Coco-de-Mer

Als der Franzose Lazzare Picault die Insel im Jahr 1744 entdeckte gab er ihr den Namen Palmeninsel. Auch wenn die Palmeninsel nur wenige Jahre später in Praslin – nach dem damaligen französischen Marineminister – umbenannt wurde, bleibt sie für mich die Palmeninsel. Alle sechs endemischen Palmenarten der Seychellen wachsen hier. Am beeindruckendsten ist die Seychellenpalme, besser bekannt als Coco-de-Mer. Ich gebe jedoch zu, dass ich vor meiner Reise noch nie etwas von dieser Palme gehört hatte.

Woher kommt der Name Coco-de-Mer, zu Deutsch Meereskokosnuss? Immer wieder werden die riesigen Nüsse der Seychellenpalme an den Stränden anderer Länder angeschwemmt, aber früher konnte niemand sagen, von welcher Pflanze diese Früchte stammten. Es kam die Vermutung auf, dass die Palme im Meer wachsen müsse. Die angeschwemmten Nüsse keimten nie – sie waren hohl. Sonst hätten sie gar nicht auf dem Wasser treiben können. Eine Nuss mit Inhalt wiegt etwa 15 Kilo, im Wasser wäre sie nicht weit gekommen.

Die Coco-de-Mer ist eine Palme der Superlativen: Ihre Samen sind die größten der Welt.

Samen der Coco-de-Mer mit dem 5 cm großen Charlitos als Größenvergleich
Samen der Coco-de-Mer mit dem 5 cm großen Charlitos als Größenvergleich

Die Palme kann bis zu 300 Jahre alt werden, ihr Stamm ragt 20-30 Meter gen Himmel und ihre Blattwedel sind bis zu fünf Meter lang und dreieinhalb Meter breit. Es gibt sie nur auf Praslin, Curieuse und Silhouette. Wie ist das möglich? Palmen wachsen doch in vielen tropischen Botanischen Gärten überall auf der Welt.

Die Seychellenpalme ist zweigeschlechtlich, weibliche Palmen benötigen den männlichen Partner um sich fortzupflanzen, das heißt Früchte zu bilden. Und das dauert. Sechs bis acht Jahre benötigt die Frucht bis sie reif zu Boden fällt.

Ein halbes Jahr lang liegt sie am Boden ohne dass etwas passiert. Dann bildet sich ein Strang, der sich bis zu zehn Meter von der Frucht entfernt im Boden verankert und Wurzeln bildet. Nach etwa einem Jahr erscheint das erste Blatt.

Coco-de-Mer
Coco-de-Mer

Die ersten Jahre ernährt sich die junge Palme über den Nabelstrang von der Frucht. Pro Jahr wachsen drei bis vier Blätter. Erst nach etwa 15 Jahren erscheint der Stamm und treibt die Blätterkrone schnurgerade in die Höhe, dem Licht entgegen, bis zu 30 Meter.

Mit 25 Jahren wird die Palme geschlechtsreif. Die männlichen Pflanzen bilden dann einen langen, mit unzähligen gelben Blüten besetzten Blütenstrang. Die Blüten sind eine begehrte Nahrung für Schnecken, Insekten und Taggeckos. Wahrscheinlich werden die weiblichen Blüten auch durch diese Tiere bestäubt.

Blüten der Coco-de-Mer
Blüten der männlichen Coco-de-Mer

Der Legende nach sollen sich in stürmischen Nächten die männliche und die weibliche Palme vereinen. Sollte ein Mensch dies beobachten, stirbt er.

Die Bestände der Coco-de-Mer wurden von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als stark gefährdet eingestuft. Nicht nur Habitatverlust, sondern auch der illegale Verkauf der Nüsse trägt zum Rückgang bei. Die Nüsse bringen auf dem Schwarzmarkt als vegetabiles Elfenbein satte Einnahmen.

Vallée de Mai

Ein Wald aus einigen Hundert dieser Palmen befindet sich im Vallée de Mai. Dieses Tal ist Teil des Praslin-Naturschutzgebiets und UNESCO Weltnaturerbe. Mit 19,5 Hektar gehört es zu den kleinsten Welterbestätten. Der Eintritt kostet satte 30,- Euro. Doch das Geld wird in den Naturschutz investiert und ist damit gut angelegt. Nach dem Eingangsportal eröffnet sich ein Wald aus Palmen.

Vallée de Mai
Vallée de Mai

Gigantisch. Einzigartig. Das Blätterdach lässt beinahe keinen Regentropfen durch. Dass es wieder mal regnet höre ich, aber nass werde ich nicht. Diese natürliche Bedachung lässt allerdings auch kaum Licht durch. Es ist dunkel hier unten. Info für Fotografen: Die meisten Fotos sind mit ISO 10000-12800 gemacht.

Da gibt es zum Beispiel eine Schnecke, die Coco-de-Mer-Schnecke, die nur auf der Seychellenpalme vorkommt. Im Vallée de Mai leben auch der Seychellen-Vasapapagei, der Seychellen Rotschnabel-Bülbül sowie drei Gecko-Arten.

Im Vallée de Mai gibt es neben der Coco-de-Mer auch einen kleinen Wald aus Seychellen-Stelzenpalmen. Sie sind endemisch, sie kommen nur auf den Seychellen vor.

Wanderungen auf Praslin

Und was gibt es sonst noch auf Praslin, oder reicht ein Tag für den Besuch?

Salaziere-Trek

Ich bleibe sechs Tage und hätte gern verlängert. Ich wollte wandern. Direkt in Grand Anse startet der Salaziere-Trek. Er führt über den Berg, auf die andere Seite der Insel. Als moderat beschrieben und mit einer Länge von neun Kilometern scheint mir das ein guter Einstieg zu sein. Doch nach einem schweißtreibenden 45-minütigen Aufstieg endet der zunächst gute, breite Weg in dichtem Unterholz. Bis auf eine Höhe von 30 Zentimetern ist zwar noch ein Pfad erkennbar, aber darüber wuchern allerlei Grünpflanzen, größer als ich. Dass ich eine Machete mitnehmen muss, stand nicht im Reiseführer! Ein paar Meter versuche ich mich durchzuschlagen, aber da ich keine Ahnung habe, ob der Wildwuchs nach 50 Metern vorbei ist, oder ob ich mich für die nächsten drei Kilometer durch’s Gebüsch quälen muss, kehre ich um. Hier wäre ein einheimischer Guide sicher hilfreich gewesen.

Fond Ferdinand

Einfacher zu laufen ist der Fond Ferdinand. Hier wachsen ebenfalls Seychellenpalmen. Das Ticket kostet 300 SCR (20,- Euro). Da ich an keiner Führung teilnehmen möchte, muss ich meinen Namen nennen, Hotel, Telefonnummer und Nationalität. Alles wird in ein dickes Buch eingetragen.

Dann meint die Ticketkontrolleurin doch tatsächlich mein Rucksack sei zu groß, den dürfe ich nicht mitnehmen, er sei zu schwer. Hä? Selbst im Flieger ging das Teil als Handgepäck durch! Ich erkläre, dass meine Fotoausrüstung darin ist und zeige alles. Danach wird es mir doch erlaubt. Im Nachhinein vermute ich, dass sie Angst hatten, ich könne eine der am Boden liegenden 15 Kilo schweren Nüsse mitnehmen. (Im Handel werden die Nüsse je nach Größe für 1500,- Euro angeboten)

Dann weist mich die Ticketkontrolleurin noch darauf hin, dass es steil den Berg rauf ginge, ob ich körperlich fit wäre und den Rucksack wirklich tragen wolle. Wenn ich nicht im Reiseführer gelesen hätte, dass es ein einfach zu laufender Weg von zwei Kilometern Länge sei, kämen mir jetzt arge Zweifel, oder sehe ich so gebrechlich aus?

Der Weg ist breit und gut befestigt. Der beste den ich bislang gelaufen bin. An einem Bachlauf gibt es Fischchen, Flusskrebse und einen Aal. Den Aal sehe ich nur von hinten, ein ziemlich großer Brocken. Dann geht es über gute Stufen stetig den Berg hoch. Überall stehen meterhohe Palmen. Die ursprüngliche Plantage Fond Ferdinand wurde 1990 durch ein Feuer vernichtet und anschließend umfangreich wieder restauriert. Im Jahr 2012 wurde Fond Ferdinand wieder für Besucher:innen freigegeben. Heute wachsen auf einer Fläche von gut 120 Hektar mehr als 6000 Coco-de-Mer-Palmen. An vielen Stellen liegen markierte Früchte auf dem Waldboden. Die Treppen werden zahlreicher. Die Sonne scheint. Ich schwitze. Egal.

Irgendwann komme ich schnaufend wie eine Dampfmaschine oben an und habe den Aussichtspunkt ganz für mich allein. Zu meinen Füßen liegt Baia St. Anne. Von dort geht die Fähre auf die Nachbarinsel La Dique. Allein für diese Aussicht lohnt sich der Besuch des Fond Ferdinand.

Baia St. Anne
Baia St. Anne

Nordwest-Querung – Anse Boudin nach Mont Plaisir

Meine nächste Wanderung mache ich im Nordwesten Praslins. Mit dem Bus fahre ich bis zur Endhaltestelle, dem Anse Boudin und laufe die kurven- und aussichtsreiche Straße den Berg hinauf. Steil hinauf. In jeder Kurve steht ein Spiegel. Bei 27 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit ist der Aufstieg ziemlich mühsam. Mein Körper ruft ständig nach Wasser. Aber die Aussicht ist gigantisch. Außerdem regnet es gerade nicht.

Oben angekommen marschiere ich in eine unbefestigte Fahrstraße in den Wald hinein. Ich möchte auf die andere Seite der Insel zum Mont Plaisir. Es ist zwar kein ausgewiesener Wanderweg, aber in Open-Street-Map ist ein Pfad verzeichnet. Als ich das kurze Waldstück verlasse, tut sich ein unglaubliches Panorama vor mir auf. Ich folge dem breiten Fahrweg bis zu einem Häuschen. Hier endet der breite Weg. Jetzt führt ein Pfad den Berg hinunter. Zum Glück habe ich mein GPS-Gerät dabei und bin sicher, auf dem richtigen Trek zu sein. Der Pfad ist in jedem Fall begangen, aber etwas mulmig ist mir schon, zumal der Weg zunehmend schlechter wird. Es hat viel geregnet in den letzten Tagen, der Weg ist teilweise ausgewaschen. Ich bin ganz allein hier, begegnet ist mir heute noch niemand. Als dann tatsächlich hinter dem Gebüsch ein Haus auftaucht, bin ich glücklich. Vor dem Haus steht sogar ein Auto. Bingo. Die Straße kann nicht weit sein. Zivilisation. Es ist doch etwas unheimlich allein durch ein unbekanntes Waldgebiet zu marschieren, noch dazu auf einem nicht markierten Wanderweg. An der Straße angekommen sind es nur ein paar Meter und da ist tatsächlich die Bushaltestelle Mont Plaisir.

Busfahren auf Praslin

Busfahren auf Praslin ist einfach. Du kaufst eine aufladbare Karte (zum Beispiel in der Postfiliale) und kannst damit so viel fahren wie Dein Geld reicht. Die einzelne Fahrt kostet jeweils umgerechnet 0,70 Euro und wird von der Karte abgebucht. Das Ganze gibt’s natürlich auch als Handyversion. Ich finde die Karte jedoch viel hübscher. Beim Einstieg hälst Du die Karte (oder das Handy) vor das Lesegerät und bekommst vom Fahrer ein Papierschnibbelchen auf dem steht wann und wo Du in welche Linie gestiegen bist.

Buskarte und Tickets
Buskarte und Tickets

Die Busfahrer sind meist etwas grumpig, aber doch wohlwollend und hilfsbereit. Der Fahrer wartet immer, wirklich immer, bis sich auch der letzte Fahrgast hingesetzt hat. (Bei uns daheim ist das beinahe nie der Fall.) Die Busse sind pünktlich. Immer. Dafür geben die Fahrer alles. Manche haben einen ziemlichen Kamikazestil, sie lieben ihre Kurven im hügeligen Gelände und wer sich im Sitzen nicht an der Lehne des Vordersitzes festkrallt, wird hin und her geschleudert. Der Bus wird sukzessive von vorn nach hinten aufgefüllt – niemand läuft bei freier Platzwahl direkt nach hinten – so wie ich. Ist der Bus schon ziemlich voll, schaut sich ein Drittel der Fahrgäste um, wo noch ein Platz sein könnte; derjenige, der stehen muss, wird freundlich darauf hingewiesen. Es ist ein sehr nettes Miteinander. Außerdem kennt man sich. Kein Wunder bei nur insgesamt 8000 Insulanern.

Busfahrt auf Pralin
Busfahrt auf Pralin

Mangroven und ihre Bewohner

Auf Praslin gibt es etliche Süßwasserflüsse, die ins Meer münden. In Mündungsnähe finden sich häufig Mangrovenwälder und Hunderte Oranger Landkrabben. Allein diese Tierchen zu beobachten wie sie mit ihren zwei Scheren pinzettenartig kleinste Nahrungspartikel aus dem Boden zupfen, ist ein entspannter Genuss für mich. Bei Bewegung / Erschütterung halten sie inne; hält die Bewegung an, flüchten sie rasend schnell im Querlauf in ihr Erdloch.


Zwischendurch steht auch mal ein Mangrovenreiher am Ufer. Menschen, die vorbeigehen stören ihn nicht.

Mangrovenreiher
Mangrovenreiher

Aber wehe einer, sprich ich, bleibt stehen. Dann hebt er sofort mit lautem Schrei ab und flüchtet sich auf die Oberleitung.

Mangrovenreiher
Mangrovenreiher

Die Große Mangrovenkrabbe (Carisoma carnifex) ist der Kaventsmann unter den Krabben Praslins. Sie ist nachtaktiv und kommt erst gegen Abend aus ihrem kaninchenbaugroßen Erdloch. Sie ernährt sich vegetarisch und diese hat offensichtlich einen Leckerbissen gefunden.

Große Mangrovenkrabbe
Große Mangrovenkrabbe

Dann sind da noch die Winkerkrabben. Sie sind winzig und ausgestattet mit einer riesigen Schere, so lang wie ihr Körper. Allerdings nur die Männchen haben so eine Riesenschere, die brauchen sie zur Verteidigung ihres Reviers. Diese Krabben leben im Tidenbereich.

Winkerkrabbe
Winkerkrabbe

Ein sehr schönes Gebiet um diese Tiere zu beobachten ist direkt gegenüber der Eco-Lodge auf dem Weg zur Anse La Blague. Die Eco-Lodge eignet sich auch zur Stärkung bei Hunger oder Durst. Der sympathische Barkeeper kommt aus Indien. Er arbeitet nur auf den Seychellen und das schon seit ein paar Jahren. Seine Familie lebt in Kolkata.

Kaffee in der Eco Lodge
Kaffee in der Eco Lodge

Nach der Stärkung laufe ich entlang des Mangrovengebiets zurück zur Bushaltestelle. Ich bemerke Leben im Wasser, sehe aber zunächst nur Wasser und Schlamm. Es ist Ebbe. Die Tiere sind supergut getarnt. Es sind Schlammspringer, die gerade aus dem Wasser kommen; ich erkenne sie nur, weil sie sich bewegen. Laut Wikipedia sind Schlammspringer eine amphibisch lebende Gattung von Fischen aus der Familie der Oxudercidae innerhalb der Grundelartigen. Sie leben in Mangrovenwäldern. Mit ihren Brustflossen bewegen sie sich kriechend ja sogar hüpfend an Land. Obwohl es sich um Fische handelt, verbringen sie die meiste Zeit außerhalb des Wassers, sie klettern sogar auf die Wurzeln der Mangroven. Schlammspringer ernähren sich von Insekten und kleinen Krebstieren. Doch wie atmen sie? Als Fisch. An Land. Wie alle Fische atmen sie durch Kiemen. Ihre Kiemenhöhle ist relativ groß, darin speichern sie Meerwasser. Sind die Tiere an Land, wird die Kiemenöffnung geschlossen. Mit dem Maul schnappen sie nach Luft. Außerdem nehmen sie Sauerstoff über ihre stark durchblutete Haut und über Ausstülpungen ihrer Mund- und Kiemenhöhle auf.

Strände und Strandkrabben

Viel Spaß hatte ich auch mit den Gehörnten Geisterkrabben. Sie leben in mauselochgroßen Bauen im feinen weißen Sand und haben sich der Farbe des Sandes angepasst. Wenn sie sich nicht bewegen, sind sie beinahe unsichtbar. Die etwa daumennagelgroßen Krabben sind Aasfresser. Sie säubern den Strand von allem was die Flut tot an den Strand spült. Flink huschen sie über den Sand. Schnell müssen sie auch sein, wenn zum Beispiel Grünschenkel nahen. Fressen und Gefressen werden.

Es gibt es paar Strände an denen dicke Steinbrocken dominieren, wie den Anse Kerlan. Hier sind die dunklen Klippenkrabben zu Hause. Sie klammern sich an den Felsbrocken fest und zupfen mit ihren Scheren feinste Partikel vom Gestein.

Wer auf die Seychellen fährt möchte sicher auch baden. Der schönste Strand auf Praslin, so heißt es, sei der Anse Lazzio. Natürlich liegt direkt ein Hotel am Strand, aber alle Strände sind öffentlich zugänglich, Privatstände gibt es auf den Seychellen nicht. Wohl aber private Inseln. Doch das ist ein anderes Kapitel.

Anse Lazzio
Anse Lazzio

Wer nicht in diesem exklusiven Hotel übernachten möchte, aber doch in Strandnähe, ist an der Côte d’Or gut aufgehoben. Der Strand ist lang, weiß, flach und große Takamakabäume spenden Schatten. Hier haben sich auch die meisten Hotels angesiedelt, hier gibt es etliche Restaurants und sogar etwas Nachtleben.

Anse Volbert
Anse Volbert

Ich finde es wunderbar, dass es so viele Hotels auf dieser Seite der Insel gibt – es sind hervorragende Anlaufstellen, wenn das viele Wasser, dass ich bei der Wärme trinke, meinen Körper wieder verlassen möchte. Selbst in exklusiven Etablissements mit Portier ist mir nie die Benutzung der Toilette verwehrt worden. Niemals wurde Geld von mir verlangt, ja manchmal schien schon meine Frage um Erlaubnis ein Affront zu sein. Selbstverständlich! Die Toilette eines ziemlich schicken Restaurants wurde für mich zum Erlebnis. Ich bin nicht dick; ich bin ziemlich schlank. Aber selbst ohne Fotorucksack habe ich Probleme in diese Kammer zu steigen. Ich muss mich zwischen Schüssel und Papierhalter quetschen um die Tür schließen zu können. Was hat sich der Architekt / die Architektin bei der Größenbemessung dieser Toilette wohl gedacht?

Casino des Iles

An der Côte d’Or gab es sogar ein Spielcasino, doch das hat die Covid-19 Pandemie nicht überlebt. Jetzt steht das palastartige Haus leer und ist offen für jedermann/frau.

Vögel

Ich fotografiere gern Tiere. Aneel, der Verwalter meiner Ferienwohnung kommt aus Sri Lanka und ist Buddhist. Jeden Nachmittag spendet er den Vögeln eine handvoll Reiskörner. Timortäubchen und Madagaskar-Turteltauchen sowie einige Madagaskar-Webervögel hocken schon in Warteposition auf den umliegenden Bäumen und stürzen sich auf das Futter.

Auch vor der kleinen Krankenstation mitten in Grand Anse werden ein Mal täglich die Madagaskar-Webervögel mit Reis versorgt. Nur wenn ein Auto in die angrenzende Parkbucht einfährt, flüchten alle in die Luft.

Ich schlendere durch die Seitenstraßen. Es ist schon recht dunkel, in 10 Minuten geht die Sonne unter. Plötzlich sehe ich, hoch oben auf einer Baumkrone einen Papagei – oder ist es doch nur eine Taube?

Er dreht sich, ich helle später das Foto auf – es ist ein Papagei. Ein Rabenpapagei genauer gesagt ein Seychellen-Vasapapagei. Diese Art kommt nur auf Praslin und Curieuse vor. Es gibt noch etwa 1100 Exemplare. Einer davon sitzt auf diesem Baum. Was für ein Glück!

Seychellen-Vasapapagei
Seychellen-Vasapapagei

Am nächsten Tag laufe ich gegen Abend wieder an dieselbe Stelle, meine längste Brennweite, ein 400 mm Objektiv, schussbereit. Doch kein Papagei lässt sich blicken. Schade. Praslin ist etwas größer als Norderney, da können sich 1100 Vasapapageien gut verteilen. Warum sollten sie ausgerechnet wieder an diese Stelle kommen? Ich habe noch vier weitere Tage auf dieser Insel und gebe nicht auf. Jeden Tag gegen 17 Uhr mache ich mich auf die Suche. Am letzten Tag stehe ich wieder am Straßenrand und scanne mit meinen Augen die umliegenden Bäume. Ich habe die Tiere schon rufen gehört, aber sehen kann ich sie nicht. Eine schwer mit Einkaufstüten bepackte Frau bleibt neben mir stehen. „Suchst du die Papageien?“ fragt sie. „Ja“. „Schau mal nach oben“.

Seychellen-Vasapapagei
Seychellen-Vasapapagei

Das kann doch nicht wahr sein! Der Kerl sitzt ohne Piep zu sagen auf der Leitung und schaut auf mich herab. Vielleicht ist es Einbildung, aber ich meine, er hat ein leichtes Grinsen im Gesicht.

„Die plündern sicher wieder meinen Mangobaum“, meint die Frau „da vorn den Berg hoch“. Ich nehme eine ihrer Taschen und folge ihr. Ein riesiger Mangobaum. Ich schaue hoch. Nichts. Es raschelt im unteren Bereich, etwa auf meiner Augenhöhe. Ich suchte viel zu hoch! Direkt vor mir labt sich ein Vasapapagei an einer reifen Mango. Dunkelbrauner Papagei bei Dämmerlicht in dunkelgrünem Blattwerk. Dem Autofocus der Kamera gefällt das gar nicht, aber ich schaffe es.

Ich fühle mich wie betrunken. Wie auf Wolken schwebend tanze ich zurück ins Appartement. Nochmals: Es gibt nur gut 1000 Exemplare dieser Vögel (Coracopsis barklyi) und mir war es vergönnt sie fotografieren zu dürfen! Jetzt bin ich bereit für die nächste Insel.

Grand Anse, Praslin
Grand Anse, Praslin