Orkney Inseln – Neolithische Gräber und Meer

Orkney: Das sind 70 Inseln nördlich von Schottland im Atlantischen Ozean gelegen. 20 dieser Eilande sind bewohnt und das seit etwa 8000 Jahren! Während sich vor 150 Jahren 32000 Einwohner über die Inseln verteilten, siedeln heute nur noch 21.000 hier – Tendenz fallend. Zwei Wochen bereisen wir im September mit einem Leihwagen insgesamt sechs Inseln. Wir wandern mit Schafen am Strand von North Ronaldsay, stiegen auf den Leuchtturm, kletterten auf Mainland und Rousay in beinahe jedes Steinzeitgrab, umkreisen den Ring of Brodgar bei Sonne und Regen, wandern zum „Alten Mann von Hoy“ und genießen ein Whisky-Tasting in der weltbekannten Highland Park Destille.

Neolithische Gräber und Kultur

Auf diesen Inseln lag vor rund 5000 Jahren das Zentrum einer Hochkultur. Die Orkadier bauten zu dieser Zeit bereits Dörfer aus Stein, das bekannteste ist Skara Brae. Bis 1850 war die Anlage unter einer Sanddüne begraben und damit konserviert – dann legte ein Sturm sie frei. Es ist die am besten erhaltene Steinzeitsiedlung in Nordeuropa. Etwa 50 Menschen sollen hier auf engstem Raum gewohnt haben – mit allen Problemen, die enges Zusammenleben mit sich bringt: Aus Skara Brae stammt der erste Nachweis des Menschenflohs. Jüngeren Datums, aber immer noch 2000 Jahre alt, sind die Brochs. Es sind runde eisenzeitliche Türme mit meist doppelwandigen Mauern. Über ihre genaue Funktion wird noch diskutiert: Von Fluchtburg bis zu Wohnsitz ist alles im Gespräch.

Zu einem weiteren neolithischen Highlight gehört der Steinkreis Ring of Brogdar mit seinen 60 aufgestellten Monolithen von denen heute noch 27 aufrecht stehen. In Sichtweite befinden sich auch die Stenness Standing Stones – errichtet 3100 v. Chr. Zum Mähen der Wiese werden biologische Rasenmäher eingesetzt.

Was wären Hochkulturen ohne Grabanlagen? Die bekannteste auf Orkney Mainland ist Maes Howe. Vor mehr als 4000 Jahren stapelten sich in den Seitenkammern die Knochen der Verstorbenen. Das Grab gehört nicht nur zu den größten, sondern wurde berühmt, weil die Sonne zur Wintersonnenwende kurz vor Untergang durch den 11 Meter langen Eingangsgang scheint. Sofern die Wolken nicht zu tief hängen. Neben Maes Howe gibt es viele andere Gräber, mal sind es Ganggräber wie Maes Howe und mal sind es Kammergräber. Meist sind wir allein in diesen Gräbern. Die Eingänge sind für homo sapiens keineswegs artgerecht: Auf allen Vieren krabbeln wir mit Kamera und Stativ durch den meist ziemlich niedrigen Eingang. Im Inneren gibt es häufig eine hohe zentrale Kammer in der wir aufrecht stehen können. Bei noch komplett erhaltenen Gräbern ist es innen stockfinster – hier kommt unsere Stirnlampe zum Einsatz.

Leuchttürme auf Orkney

Leuttürme sind, lt. Wikipedia, insbesondere nachts weithin sichtbare Schiffahrtszeichen und dienen der Positionsbestimmung, der Warnung vor untiefen oder der Fahrwassermarkierung. So wundert es nicht, dass auf beinahe jeder Insel ein Leuchtturm zu finden ist. Auf North Ronaldsay steht der höchste landbasierte Leuchtturm Großbritanniens. Heute läuft er voll automatisch und wir dürfen hinauf bis ins Leuchtfeuer.

Orkneys Tierwelt

Auf North Ronaldsay gibt eine ganz besondere Schafrasse: Das North Ronaldsay Schaf. Entlang des gesamten Strandes, auf einer Länge von 19 km gibt es bis zu 1,5 m hohe Trockensteinmauern. Sie wurden ab 1832 errichtet. Der Seetangmarkt war zu diesem Zeitpunkt zusammengebrochen und man wollte jetzt auf den saftigen Wiesen Rinder züchten. Die Schafe verbannte man an den Strand, sie sollten den Seetang fressen, was sie auch taten. Sie bekamen keine andere Nahrung. Heute haben sich die Schafe zu einer eigenen Rasse entwickelt, ihre Mägen benötigen das Meersalz aus den Algen, ihr Fleisch schmeckt leicht salzig. Die etwa 4000 Schafe sind kleinwüchsig und wiegen etwa 20 kg. Sie leben das ganze Jahr über frei am Strand. Lediglich zur Schur werden die Tiere von der Inselgemeinschaft bei Springflut zusammengetrieben. (dann ist der Wasserstand am höchsten und das Rückzugsgebiet der Tiere am kleinsten) Während des Lammens dürfen die Mutterschafe für drei oder vier Monate auf die Grasflächen. Neben den Schafen sehen wir Seehunde, Sturmvögel und sehr interessierte Rinder.

Wetter auf Orkney

Das Wetter ist meist gemäßigt kühl, heiter bis wolkig und nach einem kräftigen Regenguss scheint meist wieder die Sonne. Häufig gibt es drei Jahreszeiten an einem Tag.

Begegnungen

Wovon leben die Menschen? Hauptsächlich Tourismus, Landwirtschaft und Fischfang.

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Landschaft

Die Landschaft ist rau, die Küsten sind häufig zerklüftet und steil. Aber es gibt auch herrliche weite Strände; manche sind kaum begehbar auf Grund ihrer dicken rundgeschliffenen Kieselsteine, andere hingegen sind feinsandig und flach. Bäume sind eine Rarität, vorherrschend sind Wiesen, Moor und Heide.

Urbanes

Krieg und Verteidigung

So weit weg von Rest Europas und ohne jegliche Industrie war es auf den Orkneys sicher ruhig in den beiden Weltkriegen – dachte ich. Das Gegenteil ist der Fall. Im Scapa Flow Visitor Center auf Hoy werde ich belehrt. Scapa Flow ist eine Bucht, die sich aus der Lage der Inseln Mainland, Burray, South Ronaldsay, Flotta und Hoy ergibt. Da sie geschützt liegt, wurde sie schon von den Wikingern im 13. Jh. als Hafen für die Flotte genutzt.
Die Martello-Türme auf South Walls wurden erbaut um 1815 britische Schiffe vor amerikanischen und französischen Privatiers (Piraten) zu schützen.
Erzählt wird auch die Geschichte des deutschen Generals von Reuter, der auf Grund eines falsch verstandenen Befehls im 1. Weltkrieg insgesamt 52 eigene Schiffe versenken ließ, damit sie den Briten nicht in die Hände fielen. Sieben dieser Schiffe sind immer noch zu sehen.
Im 2. Weltkrieg wurden dann im Scapa Flow vier Inseln durch feste Barrieren miteinander verbunden um feindliche Schiffe fern zu halten. Churchill ließ diese Wälle von italienischen Kriegsgefangenen bauen. Da Gefangene nach der Genfer Konvention nicht für militärische Zwecke eingesetzt werden dürfen, wurde die Maßnahme als Verbesserung der Infrastruktur deklariert. Noch heute werden die so genannten Churchill Barriers als praktische Straßenverbindung genutzt.

Am Wegrand

Es wird Nacht auf Orkney

Auf die grau-vernebelte Stunde in Stromness folgt die blaue Stunde in Kirkwall gefolgt von der roten Stunde am Hafen und der grünen Stunde auf North Ronaldsay. Unglaublich viele Farben haben die Orkneys! Auf den kleineren Inseln gibt es zum Teil keinerlei Lichtverschmutzung, das heißt es ist dunkel nachts – abgesehen von Mond, Sternen und einem Hauch von Aurora Borealis.

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