Lipari – Hauptinsel der Äolischen Inseln

Sie ist die größte der Äolischen Inseln: Lipari. Mit 10.500 Einwohnern ist die Insel auch am stärksten besiedelt. Hier gibt es das einzige Krankenhaus der Inselgruppe und mehrere Gymnasien. Im Gegensatz zu Stromboli fahren hier auch private PKW und es gibt sogar öffentlichen Nahverkehr.

Acht Nächte bleiben mein Mann und ich auf der Insel. Im Hauptort Lipari haben wir eine kleine Ferienwohnung gemietet. Sie liegt in einem neueren Wohnkomplex direkt am Hang etwas außerhalb des Zentrums. Von unserem Balkon blicken wir im letzten Abendlicht direkt auf den Burgberg.

Lipari Burgberg

Dieser Festungsberg war seit der Steinzeit fast kontinuierlich bewohnt. Über die Jahrhunderte hatte Wind große Mengen Sand abgelagert, so dass das Bodenniveau um mehr als neun Meter wuchs. Unter den Schichten begraben sind die Zeugnisse der Besiedlung – von einigen Jahrhunderten vor Christus bis heute.

Lipari Burgberg vom alten Hafen gesehen
Lipari Burgberg vom alten Hafen (Marina Corta) gesehen

Die Burg mit dem dortigen Museo Archeologico Regionale Eoliano ist über die Inseln hinaus bekannt. Mitten drin erhebt sich – mehrfach umgebaut – der Dom – La Cattedrale. Das heutige Gebäude wurde an der Stelle einer im 16. Jahrhundert von Piraten Barbarossas zerstörten Vorgängerin errichtet.

Der beeindruckende Kreuzgang stammt von dieser Vorgängerin aus dem 12. Jahrhundert. Nach einem Erdbeben war er viele Jahre verschüttet und wurde erst 1978 wieder entdeckt. Alle Säulen sind unterschiedlich gearbeitet.

Kreuzgang
Kreuzgang

Das Innere des Doms ist beeindruckend: Fresken, Stuck und vor allem die Deckenmalerei faszinieren mich. Geweiht ist der Dom dem Heiligen San Bartolo. Er wird auf Lipari stark verehrt – etwa die Hälfte der männlichen Bevölkerung Liparis wurde nach ihm benannt. Die Legende berichtet: Bartholomäus, einer der zwölf Apostel Jesu, war in Indien oder Armenien unterwegs. Bei lebendigem Leib wurde ihm die Haut abgezogen und der Sarg mit seinem Leichnam wurde ins Meer geworfen. Er versank jedoch nicht sondern trieb umher bis an die Liparische Küste. Nach einigen Jahrhunderten entdeckte ihn der dortige Bischof und identifizierte die Gebeine direkt als die des heiligen Bartholomäus (in welcher Form dies geschah, ist nicht überliefert.)

Doch nicht nur Dom und Kreuzgang sind sehenswert. Es gibt Zeugnisse aus allen Siedlungsepochen, eine kleine Nekropole, die Reste eines römischen Theaters, drei Kirchen und die schöne Aussicht auf den alten Hafen, die Marina Corta.

Während der Burgberg und der Dom frei zugänglich sind, kostet das Archäologische Museum Eintritt, aber nicht viel. Wir erwarten ein kleines Regionalmuseum und sind geflashed: Ein absolutes Muss für jeden Besucher / jede Besucherin. In 27 Sälen werden Artefakte ausgestellt, die auf und vor Lipari und einigen anderen Inseln entdeckt und ausgegraben wurden. Es beginnt mit Keramik aus dem 4. Jahrtausend vor Christus, der Anfangsphase der Besiedlung und geht weiter über Keramik der griechischen und römischen Epoche. Es gibt zahlreiche Inschriften, einen ganzen Saal voller römischer Theatermasken, eine Unmenge kunstvoll verzierter Vasen, Schmuck. Vieles sind Grabbeigaben, die in den Nekropolen am Fuß des Berges gefunden wurden.

Vom Burgberg haben wir eine schöne Aussicht auf den alten Hafen, die Marina Corta. Zur Einstimmung auf das Inselleben oder einen Abendspaziergang ist die Marina Corta wunderbar geeignet.

Die Sonne scheint, es duftet nach Meer und im Cafe Il Gabbiano nach frischem Espresso. Eigentlich suche und finde ich nur eine Toilette … ein Kaffee mit etwas Kleinem Süßen geht nach der Entleerung immer.

Ich habe den letzten Schluck noch nicht getrunken, als ein Fischerboot einläuft. Zwei Männer von unterschiedlichen Nachbartischen springen auf und spurten zur Anlegestelle des Bootes. Ich kippe meinen Kaffee runter und tue es ihnen gleich; ich möchte schließlich sehen, was die Fischer mitgebracht haben. Zwei stattlich große Tintenfische wechseln schon den Besitzer als ich ankomme. Etliche Kilo Garnelen (5,- Euro das halbe Kilo) und einige kleine andere Fische werden pfundweise gehandelt. Zwischendurch telefoniert der Jüngste der fünf Männer an Bord, wiegt portionsweise Garnelen ab und füllt sie in eine Plastiktüte. Die Tüte wird mit einer Markierung versehen und in der Kühlbox verstaut. Frischer kannst Du Fisch wohl kaum bekommen.

Ich laufe noch ein wenig an der alten Kaimauer entlang und während mein Mann den Leuchtturm fotografiert widme ich mein fotografisches Interesse einer elegant im Wasser schwimmenden Qualle. Erst zu Hause auf dem großen Bildschirm sehe ich, dass die große Qualle umgeben ist von Hunderten winzig kleiner Miniquallen. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Wanderung zum Osservatorio

Wir sind zum Wandern nach Lipari gekommen. Zur Einstimmung haben wir uns einen Küstenweg ausgesucht, doch zunächst müssen wir eine öde Seitenstraße parallel zur Küste stetig bergauf marschieren. Oben angekommen werden wir mit einem schönen Wanderweg belohnt. Es geht stets am Hang entlang, ohne nennenswerte Steigungen mit herrlichen Blicken auf’s Meer. An den Hängen blüht duftend der Rosmarin.

Küstenwanderweg zum Osservatorio
Küstenwanderweg zum Osservatorio

Dummerweise sind wir morgens unterwegs und müssen ständig in die Sonne blinzeln, in der Nachmittagssonne zu wandern wäre sicher vorteilhafter auf diesem Weg. Wir laufen gemütlich bis zur Punta della Crapazza und lassen uns zum Mittagspicknick nieder. Die Küste ist zerklüftet, steil und unbewohnt.

Direkt vor uns liegt die Nachbarinsel Vulcano.

Blick auf Vulcano
Blick auf Vulcano

Dort oben, am Kraterrand, steigt weißer Rauch auf. Mit dem Teleobjektiv erkenne ich die noch aktiven dampfenden Solfataren. (Solfataren sind heiße Fumarolen die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf enthalten.) Nun, in ein paar Tagen werden wir unser Quartier auf Vulcano aufschlagen und uns die Fumarolen aus der Nähe ansehen.

Fumarolen von Vulcano
Fumarolen von Vulcano

Nach gut eineinhalbstündiger Sommer-Sonnen-Pause wandern wir weiter zum alten Observatorium. Von dort geht es über San Salvatore um den Monte Guardia (369 Meter) und San Bartolo al Monte zurück nach Lipari. Der Weg ist insgesamt abwechslungs- und aussichtsreich. Noch dazu sind wir komplett allein unterwegs. März ist noch absolute Vorsaison und mit dem Wetter haben wir heute ausgesprochenes Glück.

Blick auf Lipari-Stadt
Blick auf Lipari-Stadt

Der Abstieg nach Lipari ist jedoch extrem steil, direttissimo den Berg hinunter. Auf den Liparischen Inseln gibt es weder Schnee noch Frost, bei uns würde man solche Wege nicht bauen! Es ist ein gut befestigter ausgewiesener Fußweg, aber sehr anstrengend zu laufen. Nichts für Menschen mit Kniebeschwerden. Das nächste Mal würde ich die Straße vorziehen, diese windet sich in Kehren den Berg hinunter.

Im Ort Lipari gefallen mir besonders die engen Gassen, die fast überall mit üppigen Blumentöpfen bestückt sind. Die breite Hauptstraße, Corso genannt, ist ab 17 Uhr für den Autoverkehr gesperrt und wird dann zur Flaniermeile. Hier gibt es neben einem Supermarkt kleine Souvenierläden, Restaurants, Bäckerei, Konditorei und nicht zu vergessen mehrere Eisdielen. Das Eis ist um Klassen besser als das, was bei uns als italienisches Eis angeboten wird. Aber es ist ja liparische Eiscreme, wobei die Betonung auf Creme liegt.

Auffällig sind auch die vielen umherstreunenden Katzen, die alle recht wohl genährt sind. Sie werden von den Anwohnern betreut und gefüttert, gehören aber niemandem.

Der Fährhafen von Lipari liegt am Fuß des Burgbergs. Die Tragflächenboote der Liberty Line legen meist am eigenen Schwimmanleger an – wenn es jedoch zu windig bis stürmisch ist, müssen sie ausweichen.

Anleger der Liberty Lines
Anleger der Liberty Lines

Dann machen sie im Schutz des Burgbergs fest. Der dortige Anleger ist normalerweise für das große Fährschiff der Siremar reserviert. Manchmal werden die Fahrten auch ganz storniert. So ist der Besuch der Äolischen Inseln häufig wetterabhängig.

Anleger der Siremar-Fähre
Anleger der Siremar-Fähre

Ich genieße die unruhige See, schaue auf die Wellen und sehe einen Graureiher der bewegungslos auf einem Stein steht. Er scheint zu ruhen. Dann stellt er plötzlich seine Federn auf und reckt den spitzen Schnabel in die Luft. Was hat er denn? Er wird von einer Möwe attackiert. Dabei hat er gar nichts gemacht. Die Möwe betrachtet diesen Stein wohl als ihr Revier und greift an. Mehrfach. Immer wieder. Dem Reiher wird es irgendwann zu stressig und er sucht sich einen anderen Platz. Den Kormoran, der sein Gefieder trocknet, lassen die Möwen in Ruhe.

Von Acquacalda über den Monte Pilato nach Canneto

Am nächsten Tag ist es supergrau, regelrecht nebelig, aber warm und vor allem windstill. Wir hören, dass Saharasand in der Luft liegt. Mit dem Linienbus fahren wir nach Acquacalda. Die Fahrt entlang der Küste dauert 25 Minuten und kostet 1,80 Euro pro Kopf. Acquacalda ist ein lang gestreckter Ort entlang der Küste. Der Bus endet hier. Einst verdienten die Menschen ihr Geld mit dem Abbau von Bimsstein. Und heute? Ein rostiger Anlegesteg, eine verlassene Fabrik, es sieht alles aus wie ein Lost Place.

Ein Schiff ist vor Anker gegangen, wahrscheinlich liefert es Trinkwasser. Trinkwasser ist auf allen Äolischen Inseln ein Problem. Es gibt, außer auf Salina, keine Süßwasserquellen. So wird Regenwasser in großen Zisternen aufgefangen, es gibt auf Lipari sogar eine Meerwasserentsalzungsanlage, doch ihre Kapazität reicht nicht aus und so wird Trinkwasser mit großen Tankschiffen aus Sizilien und Kalabrien angeliefert. Doch das Wasser, das aus dem Hahn der Wohnung kommt, schmeckt nicht. So sind wir gezwungen, wie die Einheimischen, Trink- und Kochwasser in Zwei-Liter-Plastikflaschen zu kaufen. Allein unser Zwei-Personen-Verbrauch nach drei Tagen ist beeindruckend: 12 Flaschen! Ja, die Plastikflaschen werden gesammelt und überall wird Wert auf Mülltrennung gelegt. Wieder daheim genieße ich jedoch, dass ich das Wasser aus dem Hahn einfach so trinken kann und es nicht literweise im Rucksack ins Haus schleppen muss. Dieser Luxus war mir nicht mehr bewusst.

Tankschiff
Tankschiff

470 Höhenmeter liegen heute vor uns – wir wollen von Acquacalda nach Canneto wandern – über den Monte Pilato. Der Weg führt die breite Straße hinauf. Zum Glück ist sie in weiten Kehren angelegt und leicht zu laufen.

Küstenstraße vor Acquacalda
Küstenstraße vor Acquacalda

Beim Restaurant Lauro beginnt der Waldweg. Es geht steil in Serpentinen den Berg hinauf. Rechts und links wächst meterhohe Baumheide, die gerade anfängt zu blühen. Immer wieder erhaschen wir einen schönen Blick auf Acquacalda – wenn es nur nicht so trüb wäre.

Acquacalda
Blick auf Acquacalda

Der steinige Pfad besteht vielfach aus Obsidian – ein schwarz glasig-glänzender Stein.

Wanderweg zum Monte Pilato
Wanderweg zum Monte Pilato

Obsidian, lese ich im Conrad Stein Wanderführer ist ein saures Rhyolith-Gestein und wird auch als Vulkanglas bezeichnet. Die Eisenoxidkristalle (Hämatit, Magnetit) sind so fein verteilt, dass das Glas glänzend schwarz erscheint. In der Jungsteinzeit war das Material sehr begehrt wegen seiner Härte als Waffen- und Werkzeugstoff. Benannt wurde es nach dem römischen Reisenden Obsius, der das Gestein entdeckt und beschrieben hat.

Obsidian
Obsidian

Es ist unglaublich feucht-warm, fast wie im tropischen Singapur. Wir schwitzen ordentlich beim Aufstieg und sind glücklich, als eine sanfte Brise aufkommt. Dann steigen wir hinab nach Lami, einem winzigen landwirtschaftlich geprägten Ort mit großer Kirche. Der Weg abwärts ist größtenteils breit und gut zu laufen. Zurück an der Küste machen wir Kaffeepause in Canneto.

Strand von Canneto
Strand von Canneto

Im Cafe/Restaurant diciassette gibt’s ganz vorzügliches Pistazieneis. Die Betreiber sind ausgesprochen freundlich.

Von Canneto könnten wir durch den kurzen Straßentunnel direkt bis Lipari laufen. Wir sind jedoch faul und nehmen den Bus – für heute haben wir genug geschwitzt.

Bimsabbau

Das Bimsabbaugebiet zwischen Acquacalda und Canneto hat uns so beeindruckt, dass wir nochmals mit dem Bus Richtung Acquacalda fahren und direkt am Ristaurante Lauro aussteigen. Von hier laufen wir einfach die Küstenstraße zurück. Gemütlich und ohne nennenswerte Steigungen. Sofort haben wir einen interessanten Blick auf alte Industrieanlagen der einstigen Bimssteinförderung.

Stillgelegte Bimssteinfabrik
Stillgelegte Bimssteinfabrik, Porticello

Kurz hinter Porticello kommt direkt an der Straße ein großes verlassenes Gebäude. Neben dem Gebäude gibt es einen Weg hinein in eine Schlucht aus weißem Bimsstein. Das Gebiet gehört zur Cave di Pomice. Was für eine Gegend! Steil ragen die weißen Wände rechts und links des Pfades auf. Wie immer sind wir ganz allein hier. Was ist das denn eigentlich für ein Gestein? Unser Conrad Stein Wanderführer ist sehr informativ:

Bims ist ein gasreiches Gestein, das sogar in Wasser schwimmt. 85% des Volumens sind Poren. Bims war früher in der Industrie als Schleif- und Poliermittel, als Filter- und Dämmstoff beliebt. Sogar die alten Römer schätzten es als Zusatz zu Zement, der mithilfe von Bims unter Wasser härtete und leichter wurde. Das war wichtig beim Bau von Kuppeln und Brücken.

Ein Viertel der Inseloberfläche Liparis besteht aus Bims. In den 1970er Jahren sollen jährlich mehr als eine Millionen Kubikmeter abgebaut worden sein, das entspricht einem Würfel mit der Kantenlänge von 1000 Metern. Wegen der Gesundheitsgefahren, zum Beispiel lungenschädigende Partikel und vor allem wegen der hohen Personalkosten wurde der Abbau im Jahr 2007 eingestellt, obwohl der Bims aus Lipari als einer der weltweit hochwertigsten gilt. Früher arbeiteten 500 Arbeiter im Bimsabbau. Als offizieller Grund für die Einstellung des Abbaus wird der Status von Lipari als UNESCO Weltnaturerbe angegeben.

Obsidian und Bims sind chemisch im Prinzip identisch, beide sind aus einer kieselsäurereichen Alkali-Tonerde-Silikat-Schmelze entstanden und bestehen zu mehr als zwei Drittel aus Silizium beziehungsweise Quarz. (SiO²) Grund für den Unterschied ist der Gasgehalt. Während die Gase beim Bimsstein infolge explosiver Eruptionen mit hoher Temperatur (mindestens 800 °C) entwichen, das heißt die Magma aufschäumte und so die Poren entstanden, ist es beim Obsidian durch die rasche Erstarrung der Magma (650°C beim Auswurf) nicht mehr zur Ausbildung von Kristallen gekommen. Die Gase konnten wegen der zähen Konsistenz der Magma nicht entweichen, daher die glasige Struktur. Würde man nachträglich Obsidian auf mehr als 800°C erhitzen, würde es aufschäumen und sich zu Bimsstein aufblähen.

Cave di Caoline

Nachdem wir uns gestern dem Bimsabbau gewidmet haben ist heute der Kaolinabbau an der Reihe. Die Sonne scheint, der Himmel ist makellos blau. Wir nehmen den Bus Richtung Quattropani und steigen nach etwa 25 Minuten an der Cave di Caoline aus. Unser erster Blick fällt auf die Nachbarinsel Salina.

Blick auf Salina
Blick auf Salina

In der Cave di Caoline wurde ehemals im Tagebau Kaolinsand abgebaut. Kaolinsand, auch Porzellanerde genannt, wurde nach der chinesischen Stadt Gaoling benannt. Porzellanerde besteht aus einem Aluminiumsilikat und wurde in der chemischen Industrie bei der Produktion von Papier und Waschmittel als Bleichmittel eingesetzt. Vor allem aber wurde es für die Porzellanherstellung benötigt. Porzellan besteht bis zu 55% aus Kaolin!

Kaolin, lesen wir weiter im Conrad Stein Wanderführer, entsteht wenn aggressive Gase vulkanisches Gestein über lange Zeiträume zu einer tonigen Masse zersetzen. Bei feuchtem Milieu entsteht ein Schlammloch – wie auf der Nachbarinsel Vulcano. Bei trockenen Bedingungen dagegen entsteht eine abbaufähige tonige Masse: Kaolin. Kaolin ist ein feines, eisenfreies, weißes Gestein, das als Hauptbestandteil Kaolinit, ein Verwitterungsprodukt des Feldspats, enthält. Weitere Bestandteile sind verschiedene andere Tonminerale und unzersetzte Feldspatteilchen.

Durch eine Gasse laufen wir an den unglaublich irreal-bunten Felswänden entlang und schauen in eines der Löcher. Wir trauen uns jedoch nicht, weiter hineinzukriechen.

Das Abbaugebiet mit den farbigen Steinen ist von der Bushaltestelle nur einen Spaziergang entfernt, also auch für Nichtwanderer ein geeignetes Ausflugsziel. Nicht nur das Gestein, auch die Ausblicke sind fantastisch. Wer möchte, kann danach eine Weinprobe machen: Das Weingut Tenuta di Castellaro liegt direkt am Weg. Wir jedoch sind zum Laufen gekommen. Etwa 400 Höhenmeter müssen wir absteigen, bis fast auf Meeresniveau.

Ausblick von Cave di Caoline
Ausblick von Cave di Caoline

Der Weg ist an einigen Stellen stark erodiert, einmal landen wir sogar versehentlich in einem ausgetrockneten Flussbett mit ziemlich viel gerölligem Gestein. Da dieser „Weg“ nach wenigen Metern extrem zugewuchert ist, beschließen wir, falsch gelaufen zu sein und kehren um. Wieder ein Stück den Berg hinauf. An der Einstiegsstelle ins Flussbett sehen wir am Steilhang etwas unscheinbar einen Pfad. Möglicherweise. Wir versuchen diesen Weg. Er ist schmal, aber gut zu laufen. Kurze Zeit später hat ein Erdrutsch den Weg verschüttet, aber wir erahnen ihn noch und krakseln über die Steine. Wer so früh im Jahr und damit in der absoluten Vorsaison unterwegs ist, muss damit rechnen, dass die Wege vom Winterregen ausgewaschen sind oder von Pflanzen (häufig stachelige Brombeerranken) überwuchert wurden. Wer später im Sommer unterwegs ist, hat den Vorteil, dass die Wege schon von vielen Füßen genutzt wurden und damit gut sicht- und gehbar sind.

Nachdem wir dieses Hindernis überwunden haben wird alles besser. Der Weg hat weniger Steine und ist so breit, dass wir zu zweit nebeneinander entspannt laufen können. Rechts und links des Weges blüht der gelbe Ginster. Eidechsen räumen flink unseren Pfad. Auf dem Küstenwanderweg angekommen, machen wir erst mal Mittagspicknick mit Blick auf’s Meer. In weiter Ferne sehen wir Alicudi und Filicudi. Der Weg geht nun als breiter Erdweg weiter mit herrlichen Ausblicken.

Blick auf Alicudi und Filicudi
Blick auf Alicudi und Filicudi

Doch dann müssen wir wieder mal einen steilen Berg hoch und kommen zur Therme von San Calogero. Schon in der Bronzezeit war hier eine Therme. Griechen und Römer nutzten ebenfalls das 57 Grad heiße Wasser. Bis 1975 wurde dieses Bad genutzt, doch dann musste es schließen. Die Infrastruktur im Nichts und die sanitären Standards genügten dem modernen Menschen nicht mehr. Die Fördermenge von 400 Liter/Stunde entspricht auch nicht mehr heutigen Ansprüchen, das reicht gerade mal um drei Badewannen pro Stunde zu füllen.

Therme von San Calogero

Eigentlich hatten wir noch einen Ausflug zur Nachbarinsel Salina geplant – dieser fiel jedoch einem Sturm zum Opfer. So verbringen wir unseren letzten Tag auf Lipari mit Eis essen und einem Besuch des Friedhofs. Ich liebe Friedhöfe. Sie erzählen so viel vom Leben der Verstorbenen und der Kultur des Erinnerns. Häufig ist ein Bildchen des Verstorbenen auf der Grabplatte, manchmal sehr alte Fotos aus der Jugend, manchmal professionell gemachte Fotos, manchmal Urlaubsfotos.