Fotowalk durch die Wahner Heide

Es ist ein sonnig-warmer Tag im August. 14 Uhr am Parkplatz Fliegenberg, Wahner Heide. Eigentlich eine superschlechte Zeit für einen Fotowalk im klassischen Sinn. Doch meine Fotofreunde und ich sind zum ersten Mal hier, das mittägliche Treffen dient in erster Linie dem Location-Spotting. Obwohl das Licht für Landschaftsfotografie zu hart und zu grell ist, werden die Kameras gezückt. Die sanft hügelige Landschaft gibt uns das Gefühl von Urlaub.

Landschaft Wahner Heide
Landschaft Wahner Heide

Der Boden ist sandig. Ganz anders als zu Hause im Bergischen Land. Die Besenheide blüht. Mächtige Nadelbäume recken sich gerade gen Himmel, dem Licht entgegen. Ihre vom Erdreich ausgewaschenen Wurzeln stehen mangrovenähnlich im Freien. Die Bäume sehen damit aus, als ob sie gleich auf und davon wandern wollten.

Die insgesamt 5000 Hektar große Wahner Heide gilt als das artenreichste Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen. Für den Ackerbau waren die sandigen Böden nie geeignet, aber als Viehweideland und militärisches Übungsgebiet war das Areal wie geschaffen. Nach dem Abzug des Militärs wird mit traditioneller Viehwirtschaft dafür gesorgt, dass die Heidefläche erhalten bleibt.

Wahner Heide (Telegrafenberg)

Hier finden Tiere und Pflanzen, die an anderen Orten verdrängt wurden, ihre Nische. Von den mehr als 2500 Käferarten schaffe ich es, genau einen zu fotografieren: Einen gemeinen Mistkäfer, der es ziemlich eilig hatte und ständig versuchte meiner Kamera zu entkommen.

Mistkäfer

Bei den Heupferdchen und Grabwespen bin ich etwas erfolgreicher: Ich erwische eine Gemeine Sandwespe bei Ausgrabungsarbeiten. Immer wieder verschwindet sie in ihrem Loch und kommt mit einem Bündel Sand in ihren starken Kiefern zurück. Flink lädt sie dieses Bündel in einigen Zentimetern Entfernung, immer an einer anderen Stelle, ab. Das etwa eineinhalb Zentimeter lange Tier ist ständig in Bewegung, dies ist das einzige passable Foto einer ganzen Serie.

Gemeine Sandwespe bei Ausgrabungsarbeiten

Vom kleinen braunen Heupferd aus der Familie der Feldheuschrecken bis zum Grünen Heupferd aus der Familie der Langfühlerschrecken sehe ich einige fototechnisch sehr kooperative Exemplare. Sie bewegen sich nicht so geschäftig wie die Sandwespe, sie sind eher mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.

Wir sind auch und vor allem wegen des blühenden Heidekrauts im August hierher gefahren. Heidekraut, hier Besenheide, war Blume des Jahres 2019. Der reichliche und leicht zugängliche Nektar der vielen Blüten bietet für Insekten wie Honigbienen und Blattspanner ein kleines Schlaraffenland. Fotograf:innen, die es auf Insekten abgesehen haben, können hier locker einige Stunden verbringen.

Wir rasten an einem kleinen Sumpfgebiet. Hier liegt ein Baumstamm der sich als Sitzplatz anbietet. Einerseits eine schlechte Idee – Mücken fallen sofort über uns her. Andererseits eine gute Idee – in einer Pfütze liegt eine junge Ringelnatter. Für Menschen ist diese Schlange ungefährlich, für den kleinen Frosch am Pfützenrand ist sie lebensbedrohlich.

Ringelnatter

Fotografieren macht hungrig und durstig. Wir wandern gemütlich von unserer ersten Location am Fliegenberg über den Telegrafenberg zur Waldwirtschaft Heidekönig.

Waldwirtschaft Heidekönig

Das Lokal hat im Innenraum relativ wenig Platz, aber einen riesigen, sonnenbeschienen Garten mit mehr als zwanzig großen und kleinen weit verstreuten Tischen. Ein perfekter Ort für eine Schaffenspause bevor wir aufbrechen um das warme Abendlicht fotografisch festzuhalten.

Am Ende des Tages komme ich mit mehr als 200 Fotos und 17 Mückenstichen nach Hause. Ich war nicht zum letzten Mal in der Wahner Heide, aber das nächste Mal nehme ich in jedem Fall ein gutes Mückenschutzmittel mit.

Wahner Heide