Wir haben sie gefunden! Da stehen sie. Hinter dem Streifen aus hohem Tussockgras. Direkt in und auf der Felswand auf kleinen Vorsprüngen. Die weißen Bäuche zur aufgehenden Sonne gerichtet. Die Felsenpinguine wärmen sich auf – so scheint es. Dabei tragen die meisten von ihnen noch ihren zweiten molligen Daunenmantel, dem jedoch allmählich die Federn ausfallen. Während die Kleinen die Sonne genießen machen sich die Altpinguine auf den Weg ins Meer um Kraftfutter für ihren Nachwuchs herbeizuschaffen.
Die beinahe erwachsenen Küken bleiben am Felsen stehen. Den ganzen Tag stehen oder liegen sie da und dösen. Richtig ruhig ist es jedoch nie. Zwischendurch streiten die Kleinen lautstark mit ihrem Nachbarn wenn dieser wieder mal einen Zentimeter zu nah auf die Federn rückt. Immer wieder müssen sie lästige Futterneider wie Weißgesicht-Scheidenschnäbel und Möwen durch eine Weisung mit dem Schnabel in ihre Schranken weisen. Die etwa taubengroßen Scheidenschnäbel sind Kleptoparasiten. Sie patroullieren den ganzen Tag durch die Kolonie und stehlen anderen Tieren das Futter. Entsprechend unbeliebt sind sie bei den Pinguinen.
Am Spätnachmittag kommen die Eltern der im Englischen als Rockhopper bezeichneten Pinguine zurück. Der Name ist Programm: Sie fliegen beinahe mit der Brandung aus dem Meer und landen auf den Felsen. Danach marschieren, hüpfen, springen, klettern die etwa einen halben Meter großen Tiere das Gestein hinauf oder hinab zu ihren Küken. Einige wandern direkt zu den kleinen Pfützen, die der Regen auf den Felsen hinterlassen hat und trinken. Obwohl Felsenpinguine ohne Weiteres Salzwasser trinken können, ziehen sie offensichtlich Süßwasser vor und genießen es sichtlich. Hat ein Pinguin eine Pfütze für sich requiriert, betrachtet er sie als sein Eigen und verteidigt sie vehement gegen Artgenossen die auch ein paar Tropfen haben möchten.
Hier, auf Bleaker Island, einer im südöstlichen Bereich der Falkland Inseln gelegenen Insel, sind Felsenpinguine noch recht zahlreich vorhanden, insgesamt ist ihre Population jedoch drastisch zurückgegangen. Einst wurden 2,5 Millionen Brutpaare dieser Art auf den Falklandinseln gezählt – 1995 waren es nur noch 300.000. Grund dafür waren Überfischung und in einigen Jahren eine starke Algenblüte (red tide). Die Bestände hatten sich zum Teil erholt, zurzeit sind sie wieder rückläufig. Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt, selbst Wissenschaftler können nur spekulieren. So wurden Felsenpinguine von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als gefährdet eingestuft.
Wir sind überglücklich, dass wir diese wunderbaren Tiere einen ganzen Tag lang beobachten dürfen. Auch wir genießen die warmen Sonnenstrahlen und machen mittags am Rande der Kolonie im Windschatten ein Nickerchen. Neugierige Falkland Karakaras stören dieses Schläfchen allerdings, da sie sich vorsichtig aber zielgerichtet an unsere Schuhe heranpirschen.