Ein Tag in den Rieselfeldern von Münster

Es war einmal eine Kläranlage, ein reines Abwassergebiet – Betreten verboten. Die gesamten Abwässer der Stadt Münster wurden an diesem Ort in große flache Becken geleitet; das Schmutzwasser versickerte im Boden, die Inhaltsstoffe blieben an den Bodenteilchen hängen; durch Mikroorganismen wurden sie abgebaut.

Als die Stadt zu groß für diese Art der Wasserreinigung wurde, sollten die Rieselfelder trocken fallen und in ein Industriegebiet verwandelt werden. Dank einer engagierten Bürgerinitiative konnte dies verhindert werden und bereits 1978 wurde das Gebiet als Europareservat ausgezeichnet. Heute sind die Rieselfelder ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, das Lebensraum für zahlreiche Vögel bietet und für Menschen ein beliebtes Naherholungsgebiet ist.

Rieselfelder

Schon vor Sonnenaufgang sind auf den ausgewiesenen Wander- und Radwegen Menschen unterwegs – mehrheitlich schwer „bewaffnete“ Fotograf:innen. Viele Tiere schlafen noch.

Rieselfelder bei Sonnenaufgang

06:15 Uhr, Samstagmorgen, kurz vor Sonnenaufgang. Der Himmel steht in Flammen – so scheint es und animiert zu kreativen Wischfotos.

Die meisten Teiche werden von einem dichten Schilfgürtel umsäumt. Dieser bietet Lebensraum für viele seltene Vögel, versperrt Besucher:innen allerdings den Blick. Doch aus fotografischer Sicht ist Schilf großartig.

Schilf bei Sonnenaufgang

Wir laufen um den Großen Stauteich. Gute Sicht auf das Wasser und die Uferzonen bieten zahlreiche Unterstände, Aussichtsplattformen und für den Gesamtüberblick ist der hölzerne Aussichtsturm ein Muss. Besonders faszinierend finde ich die Alleen aus stattlichen alten Obstbäumen, die gerade in voller Blüte stehen.

Durch Wasserrückhaltung und Bewässerung sind Feuchtwiesen entstanden. Damit diese nicht verbuschen werden Heckrinder als Rasenmäher eingesetzt.

Heckrind

Im Laufe des Vormittags laufen wir gut vier Kilometer über befestigte Wege von der Biologischen Station bis zum Heidekrug. Fotomotive gibt es satt und reichlich: am Boden, in den Bäumen, im Wasser, in der Luft.

Als Einkehrmöglichkeit und Fotopause haben wir den Heidekrug angepeilt, doch die Pause verschieben wir auf später. Wir hören zuerst das Storchennest auf dem Dach. Mit lautem Geklapper begrüßt sich das Paar.

Der Holzsteg in das kleine Sumpfgebiet bietet unter anderem schöne Beobachtungsmöglichkeiten für Blässhuhn und Zwergtaucher. Die Blässhuhneltern sind eifrig mit der Fütterung eines Jungtiers beschäftigt, während die Geschwister noch gemütlich im Nest sitzen. Auch die Zwergtaucher tauchen nach Futter, meist versteckt im dichten Schilfgürtel.