Kleine Antillen – Sankt Martin

Sankt Martin / Sint Maarten / Saint Martin

Drei Namen für eine 87 Quadratkilometer große Insel? Sankt Martin ist die deutsche Bezeichnung für die ganze Insel. Sie ist kleiner als Sylt. Sankt Martin ist zweigeteilt: Sint Maarten (Niederlande) und Saint Martin (Frankreich).

Sint Maarten

Sint Maarten hat eine Fläche von 34 Quadratkilometern und etwa 40.000 Einwohner. Sint Maarten ist eine konstitutionelle Monarchie, ein autonomes Land innerhalb des Königreichs der Niederlande, gehört jedoch nicht zum Schengen-Raum. Zahlungsmittel ist der Karibische Gulden. Gern genommen werden auch US-Dollar.

Philipsburg – die Hauptstadt

Auf der niederländischen Seite scheint mehr Geld zur Verfügung zu stehen als auf der französichen. Die Häuser – der Hauptstadt Philipsburg – sind rausgeputzt. Warum? Hier gibt es einen Anleger für große Kreuzfahrschiffe und täglich liegt mindestens eines im Hafen.

Pier von Philipsburg

Die Schiffe legen morgens an, die meist 3000 bis 4000 Passagiere machen eine Inselrundfahrt per Kleinbus, Quad, Fahrrad oder sie nutzen die Seilbahn um auf den höchsten Berg der niederländischen Seite zu gelangen. Gegen Nachmittag überschwemmen die Kreuzfahrtouris dann die Straßen der Hauptstadt. Während die kleinen Seitenstraßen am Rande Philipsburgs beschaulich sind, steppt im Zentrum der Bär. Hier können Touristen zollfrei einkaufen, teures Eis essen, Jet-Ski buchen oder eine Strandliege mit Sonnenschirm mieten und das kostenfreie W-Lan nutzen. Das Gro der Besucher:innen kommt aus den USA – für sie sind es nur vier Stunden Flug – doch auch deutsche Urlauber sind unterwegs.

Saint Martin

Saint Martin ist französisches Überseegebiet, gehört jedoch nicht zum Schengen-Raum. Staatspräsident ist Emmanuel Macron (im Jahr 2025). Gezahlt wird in Euro. Sehr praktisch für mich. Auf der Insel herrscht Rechtsverkehr. Auch praktisch für mich und doch werde ich angefahren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mir scheint, dass die französische Seite die ärmere ist. Viele Häuser / Geschäfte stehen leer und wenn sie geöffnet sind, bröckelt die Farbe. 2017 fegte Hurrikan Irma über die gesamte Insel hinweg und machte 95 Prozent der Häuser und Palmen buchstäblich platt. Die Schäden sind auch acht Jahre danach noch zu sehen.

Verlassenes Gebäude in Grand Case

Die französische Seite der Insel ist ruhiger. Das Brot ist besser, nein, es ist vielmehr hervorragend. Sogar Vollkornbaguette wird angeboten. Doch selten habe ich so viel Einwegschachteln gesehen. Selbst wenn Du Kaffee und Kuchen im großen Sitzbereich der Bäckerei zu Dir nehmen möchtest, bekommst Du den Kuchen in einer Pappschachtel, den Kaffee im Pappbecher mit Plastikdeckel. Dazu einen Plastiklöffel. Auch die Kugel Eis gibt’s im Plastikbecher; ein essbares Hörnchen kostet 1 Euro / USD zusätzlich. Strohhalme sind aus Plastik. Dies ist auf beinahe allen von mir besuchten Inseln der Fall.

Grand Case

Ich übernachte in Grand Case im Norden der Insel. Entlang des Strandes reihen sich Restaurants und Strandbars. Hier gibt es auch einen kleinen Flughafen für Flüge auf die Nachbarinseln.

Ich bin in einem palastartigen Haus, dem Grand Case Palace, untergekommen. Vier Schlafzimmer gibt es, einen Infinity-Pool und eine Gemeinschaftsküche.

Alles sehr hübsch und nur 10 Fußminuten vom Strand entfernt. Aber da will ich eigentlich gar nicht hin. Auf Saint Martin gibt es einen öffentlichen Bus, allerdings ohne Fahrplan und die Haltestellen sind nicht unbedingt gekennzeichnet. Du stellst Dich an die Straße und hoffst, dass bald ein Bus kommt. Das ist sowohl für den Anbieter als auch für den Fahrgast flexibel (so die Aussage des Busbetreibers).

Marigot – die Hauptstadt

Ich fahre nach Marigot, die beschauliche Hauptstadt der französischen Seite. Hier fahren die Kreuzfahrtouristen nur durch, so scheint es. Ich kraksele auf den Hügel von Fort Louis. Das Beste ist die Aussicht auf den Hafen; von der Befestigungsanlage stehen nur noch ein paar Mauern.

Karneval in Marigot

Heute ist Karnevalssonntag. Ab 11 Uhr soll es einen Umzug geben. Karibische Zeit, versteht sich. Um 14 Uhr geht es tatsächlich los. Die Teilnehmer:innen haben ihre Kostüme selbst geschneidert, es ist ein Genuss aus Farben und Formen. Die Musik kommt allerdings von mehreren Disko-Lkw und ist entsetzlich laut – vor allem für die genutzten Lautsprecherboxen.

Pic Pardis

Ich wandere auf den mit 418 Metern höchsten Berg der Insel, den Pic Paradis. Eine Straße führt bis fast auf den Gipfel; für mich ist jedoch ab der Bushaltestelle ein Fußmarsch angesagt. Da ich ohnehin wandern will, ist das genau das Richtige. Auf halber Strecke zum Gipfel kreuzt eine Affenfamilie meinen Weg und einen kurzen, aber heftigen Regenschauer muss ich auch über mich ergehen lassen.

Lagune Étang aux Poissons

Die Lagune Étang aux Poissons (Fischweiher) diente einst als Salzpfanne. Auf Sankt Martin wurde das Geld mit der Salzernte verdient. Auf der ganzen Insel gab es so genannte Salzpfannen.

Lagune Étang aux Poissons

Salzgewinnung auf diese Art ist heute unrentabel und so erfreuen sich zahlreiche Wasservögel an diesen Refugien. Die Lagune Étang aux Poissons ist von Mangroven umgeben, aber zwischendurch kommt man ans Wasser.

Der anschließende Strand ist teilweise für FKK freigegeben. Fotos sind eigentlich nicht erlaubt, aber zum Glück bin ich früh dran, es ist noch niemand ohne Kleidung unterwegs.

Weg zum FKK Strand

Vor Hurrikan Irma 2017 standen hier schmucke Bungalows. Heute sind alle aufgegeben; ein trauriger Anblick.

Fazit

Was hat mir an dieser Insel gefallen? Eindeutig: die Grünen Leguane und die Eidechsen. Die Grünen Leguane sind nicht immer grün. Liegen sie auf grauen Steinen sind sie grau oder gelb oder eben grün. Sie sind überall: auf Steinen an der Marina, auf Bäumen, in Doodle Doo Kakteen.

Für Nachahmer

Ich habe alle Unterkünfte über Booking.com gebucht und bin mit Condor ab Frankfurt im Direktflug nach Antigua geflogen. Das Inselhopping vor Ort habe ich mit Winair gebucht. Zu den meisten Inseln gibt es auch Fährverbindungen, doch da ich seekrank werde sobald ich Wasser sehe, ziehe ich den Flieger vor. Außerdem liebe ich den Blick von oben auf die Landschaft. Ich habe Winair als sehr zuverlässig erlebt; häufig war die Maschine fast ausgebucht, aber ich bin sogar ein Mal ganz allein als einziger Passagier in der Morgenmaschine geflogen worden. Meist waren es kleine Maschinen des Typs De Havilland Twin Otter Flugzeuge mit 19 Sitzen.

Weitere Inseln

Wer noch andere Inseln kennen lernen möchte, findet hier weitere Reiseimpressionen: Saba, Montserrat, Antigua