Teneriffa – über den Wolken wandern- ein Reisebericht

Drei Wochen im März hatten wir Urlaub. Wir, mein Mann und ich, wollten dem Winter entfliehen, aber nicht zu weit weg und nicht zu teuer. Da boten sich die Kanarischen Inseln an. Wir entschieden uns für Teneriffa. Doch was macht man drei Wochen auf Teneriffa, wenn man kein Freund von Wasser und Strand ist? Ganz klar: Wandern.

Puerto de la Cruz

Als unseren ersten Standort wählten wir für sechs Nächte Puerto de la Cruz im Norden der Insel. Es ist ein gewachsener Ort mit hübscher Plaza und doch bietet er alles was der gemeine Tourist benötigt: Unterkünfte für jeden Geldbeutel (Buchung über: Ferien auf Teneriffa), Restaurants für jede Geschmacksrichtung, Geschäfte, Strände, Busbahnhof, Autovermietungen, Touranbieter, deutsches Brot.

Wer wandern möchte nimmt von dort am besten einen der zahlreichen preisgünstigen Busse und fährt eine knappe Stunde in die Berge bis Aguamansa oder La Caldera. Von dort gibt es ausgeschilderte Wege durch die Kiefernwälder für jedermann: Vom einstündigen Spaziergang auf breitem Forstweg bis zur Ganztagswanderung auf teils schmalen, steinigen Pfaden.

Das Beste sind die großartigen Aussichten: auf Puerto de la Cruz, das Orotavatal und den Teide, den höchsten Berg Spaniens. Er trägt im März sogar noch ein Schneekäppchen. Außerdem ist man 1000 Höhenmeter über Puerto de la Cruz und damit häufig über den Wolken.

Organos Höhenweg

Garachico

Garachico ist der schönste Ort Teneriffas – so sagen die Einheimischen, was ich durchaus nachvollziehen kann. Hübsch restaurierte Häuser, ruhige, schmale Gassen, wenig Autoverkehr. Wir mieten in Puerto de la Cruz für die nächsten zwei Wochen ein Auto und verlagern uns für fünf Nächte nach Garachico.

Blick auf Garachico

Die meisten Besucher kommen mit einer Tagestour hierher, am Abend haben wir die Gassen für uns allein zusammen mit den Einheimischen.
Fast täglich machen wir eine Wanderung; das Tenogebirge ist wesentlich steiniger, schroffer und steiler und die täglichen 700 bis 900 Höhenmeter erfordern robuste Knie und trainierte Oberschenkel. Ich kann nicht mal sagen was anstrengender ist: rauf oder runter.

Masca-Schlucht

Eine kleine Herausforderung ist die Masca-Schlucht: 600 Höhenmeter absteigen bis zum Meer klingt eigentlich wie ein Spaziergang, und von oben (der Blick vom Kleinen Gala) sieht es harmlos aus: einfach zwischen den Bergen hindurch.

Zwei Wandergruppen á 15 Personen aller Altersstufen, die vor uns bergab steigen, lassen auf einen viel begangenen Weg schließen. Der Pfad ist gut erkennbar bis er nach fast einer Stunde an einer etwa zwei Meter hohen Staumauer endet. Da soll ich runterspringen?! Geht vielleicht, wenn’s denn sein muss, aber ohne fremde Hilfe und Seilzug komme ich doch nie wieder da hoch! Ab hier beginnt also die Wegsuche, die sich nach der Beinlänge des jeweiligen Wanderers richtet. Ich finde den für mich passenden Weg hinunter direkt am Rande eines kleinen Wasserfalls.

Von nun an geht es über dicke Steinbrocken, an Felswänden entlang, zwischen Felsbrocken hindurch, mal rechts mal links des kleinen Wasserlaufes.
Nach jeder Biegung denke ich: Gleich sind wir da, dann siehst du das Meer, aber es ist nur wieder die nächste Felswand die senkrecht aufsteigt. Die Szenerie fotografisch einzufangen ist selbst mit 16 mm Weitwinkel schwierig. Wieder kommt eine Stelle bei der alle vier Gliedmaßen zum Einsatz kommen und ich bin nicht sicher wie ich hier zurück kommen soll.

Wanderung durch die Masca-Schlucht

Nach 2 ½ Stunden versuche ich meinen Mann zu überzeugen, dass auch an diesem Örtchen ein netter Platz für unser Mittagspicknick ist und dass wir das Meer doch gar nicht unbedingt sehen müssen. Aber so kurz vor Schluss aufgeben will er nicht und wir krakseln weiter. Ich frage mich mittlerweile welcher Depp überhaupt auf die Idee gekommen ist, dass man durch eine solche Schlucht zum Meer laufen kann. Nach drei Stunden endlich: der Strand. Dicke schwarze Felsbrocken und darauf verteilt einige Krabben und eine Handvoll Wanderer die es ebenfalls geschafft haben. Idyllisch. Solange man nur den Strand betrachtet. Im Wasser sieht es anders aus:

Ein Motorboot, das einige Touris von den nahen Ferienorten zum Baden hierher gebracht hat, liegt vor Anker und zwei große Zweimaster sind im Anmarsch; vollgepackt wie Flüchtlingsdampfer mit Touristen die weithin hörbar Spaß haben und auch in dieser Bucht zum Baden zu Wasser gelassen werden. Wir verspeisen nur unser Brot und machen uns an den Rückweg. Man kann auch von der Bucht eine Bootsfahrt nach Las Americas buchen, aber das wollten wir nicht. Der Rückweg bietet wieder ganz neue Perspektiven und ist erstaunlich leicht! Die Stellen, die mir runter Kopfzerbrechen machten, finde ich gar nicht mehr!

Wir brauchen zwar nochmals knapp drei Stunden, kommen ordentlich ins Schnaufen, leiden an Wassermangel (1 Liter ist definitiv zu wenig), aber im Dorf Masca gibt’s die leckerste Tarta de Manzana (Apfelkuchen) und die beste Cola, die sofort belebt. Der Weg war das Ziel und hat sich voll gelohnt!

Vilaflor

Unser nächster Übernachtungsort ist Vilaflor, das auf 1400 m höchst gelegene Dorf Teneriffas. Verschont vom Massentourismus ist man hier weit gehend unter sich; die Besucher kommen zum Wandern hierher. Wir laufen zur Paisaje Lunar, spannend aussehende Tuffsteingebilde, die man leider offiziell nur noch von Weitem ansehen darf, da zu viele Besucher durch Unachtsamkeit oder gar Mutwillen die weichen Steingebilde beschädigten.
Lohnender fanden wir jedoch den Aufstieg auf den Sombrero de Chasna. Ein steiniger Pfad führt stetig bergauf. Die Kiefern, die am Hang stehen, tragen alle noch die Spuren des letzten Waldbrandes – ihre Rinde ist schwarz verkohlt, aber die Kanaren-Kiefer ist Bränden gewachsen, meist treiben sie direkt aus der Rinde wieder aus.

Vom Gipfel des Sombrero de Chasna haben wir eine großartige Aussicht auf Vilaflor bis hin zur Küste. Noch erhebender ist der Blick zur anderen Seite über den Kamm: Vor uns erhebt sich der 3.718 m hohe Teide und zu unseren Füßen die Cañadas, die weite Ebene des Hochlands. Wir sehen auch unseren nächsten Übernachtungsort

Parador de las Cañadas

den Parador de las Cañadas. Drei Nächte bleiben wir. Die meisten Besucher werden mit großen Bussen zu den vor dem Parador liegenden Roques de Garcia gebracht. Beim Anblick des vollen Parkplatzes wollen wir eigentlich sofort wieder abreisen, doch unsere Angst, sich mit Flip Flops beschuhten Menschenmassen um die Felsformationen schieben zu müssen, ist unbegründet:

Die meisten gehen bis zur Aussichtsplattform oder maximal noch ein paar Meter auf dem ebenen aber unbefestigten Weg weiter. Doch schon nach wenigen Minuten wird der Weg uneben und steinig – für Promenaden-Sandalen eher ungeeignet und damit tippelt auch die Masse der Besucher nicht weiter. Für eine volle Umrundung braucht man etwa 90 Minuten und die beste Zeit ist der späte Nachmittag oder der frühe Vormittag, dann hat man die Felsen fast für sich allein – abgesehen von den vielen Eidechsen, die sich auf den Felsbrocken aufwärmen. Diese Eidechsen sind übrigens recht dreist: Wir lassen uns ebenfalls auf den warmen Steinen nieder und genießen in aller Ruhe unsere zweites Frühstück – da schleichen sie sich an: hinter jedem Stein lugt ein Köpfchen hervor. Wie niedlich, ich zücke die Kamera. Doch dann greifen sie wahrhaftig meine rote Brotdose an! Gut, dass sie geschlossen ist! Offensichtlich stehen die Viecher auf rot – ich gebe freiwillig ein Stückchen von meiner Tomate ab, aber mein Brot esse ich selbst!

Der Parador ist auch ein guter Ausgangort für den Aufstieg auf den 2.715 m hohen Guajara; er liegt vor der Haustür und zur Einstimmung auf die Besteigung auf den weitere 1000 Meter höheren Teide ist er bestens geeignet.

Roques de Garcia

Wer den Teide nicht komplett zu Fuß erklimmen möchte, nimmt die Seilbahn. Die erste fährt um 9 Uhr morgens, dann ist man fast allein dort oben. Man sollte sich jedoch vorher erkundigen ob der Panoramaweg geöffnet oder wegen Schnee und Eis geschlossen ist; auf diesem befestigten Weg kann man ein Stückchen am Gipfelhang entlang laufen und die tief unten liegenden Canandas aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Für die Besteigung des Gipfels werden täglich nur 150 Besucher zugelassen, d.h. wer ganz nach oben möchte muss eine Sondergenehmigung beantragen.

Genehmigung bei der Nationalparkbehörde unter: Zentrale für Online-Reservierungen

San Andres

Wir fahren weiter an die Küste nach San Andrés zu Füßen des Anaga-Gebirges. Dieser Ort, kaum zehn Kilometer von der Hauptstadt Santa Cruz entfernt, ist der Badeort der Hauptstädter. Der zwei Kilometer lange, hellgelbe Sandstrand „Las Teresitas“ ist über die Grenzen hinaus bekannt. Warum? Normalerweise hat Teneriffa schwarzen Sand, doch für Las Teresitas wurden etliche Tausend Tonnen feinster Sand aus der Sahara angelandet. Damit er nicht ins Meer geschwemmt wird, legte man davor sogar ein künstliches Riff an. So entstand diese herrliche Badebucht. In allen Reiseführern werden außerdem die guten Fischrestaurants von San Andrés angepriesen. Bei so viel Ruhm erwartete ich eine nette Promenade zum Flanieren und Terrassenrestaurants mit Meeresblick, doch werde ich bitter enttäuscht: Hinter dem unbestritten schönen, sauberen Sandstrand befindet sich ein mehrreihiger Palmen bestandener Parkplatz. Für das leibliche Wohl sorgen ein paar Kioske, aber wirklich schön sind sie nicht. Die meisten Fischrestaurants in San Andrés liegen direkt an der viel befahrenen Straße – wir ziehen es vor selbst zu kochen und auf der eigenen Terrasse im Garten zu speisen.

San Andres

Wer Sandstrand und eine Bucht mit so gut wie keinem Wellengang sucht (für Kinder hervorragend geeignet), ist hier bestens aufgehoben – für uns war es ernüchternd. So ziehen wir anstelle der Badesachen wieder die Wanderstiefel an. Im Anaga-Gebirge gibt es einige herrliche Wanderungen durch den inzwischen auf Teneriffa rar gewordenen Lorbeerwald. Als Ausgangsort für Touren im Anaga-Gebirge würde ich jedoch beim nächsten Mal

La Laguna

La Laguna wählen: Die Busverbindungen von dort ins Gebirge sind besser und schneller, so ist man nicht zwingend auf das eigene Auto angewiesen. Außerdem ist La Laguna als alte Hauptstadt und Universitätsstadt geprägt von jungen Leuten und wunderschönen historischen Palästen. Kuchen- und Gebäckliebhaber kommen sicher über alle Maße hier auf ihre Kosten: in jedem zweiten Haus befindet sich eine Konditorei und jede bietet andere Leckereien an. Leider sind wir nur eine Nacht in La Laguna. Wir übernachten stilecht und noch dazu preiswert in einem alten, renovierten Palast. Am nächsten Morgen fliegen wir mit dem ersten Flieger vom Flughafen Teneriffa Nord zurück. Aber wir kommen wieder! Bestimmt!
Unterkünfte bucht man gut über: www.ferien-auf-teneriffa.net.

P.S. Zunächst sollte unser Flug von Teneriffa Süd zurückgehen. Ich hatte ein Zimmer für eine Nacht direkt im Hotel Medano in El Medano nahe dem Flughafen reserviert, da mir dieses Hotel von einer früheren Reise bekannt war. Meine Kreditkarte wurde sofort mit der Anzahlung von 27,- Euro belastet. Zwei Monate vor der geplanten Anreise stornierte ich das Zimmer, da wir nun von Teneriffa Nord zurückfliegen sollten – das Geld bekam ich jedoch nicht zurück, obwohl nach Kanarischen Gesetz die Rückzahlung (abzgl. 5%) vorgeschrieben ist. Aber wer klagt schon für 27,- Euro im Ausland? Das Hotel Medano empfehle ich niemandem.

Eine Auswahl an Fotos unser Reise finden Sie hier: