Kambodscha – Spaziergang mit Elefant

Wir dürfen mit Lucky spazieren gehen

Das heißt Lucky geht mit uns spazieren. Lucky ist eine 16 Jahre alte Elefantenteenagerin und lebt im Phnom Tamao Wildlife RescueElefant Center in Kambodscha. Sie wurde von Menschen aufgezogen und ist außerordentlich umgänglich. Ganz nach Elefantenart tastet sie jeden aus unserer kleinen Gruppe (zwei Australier, eine Engländerin, eine Mitarbeiterin des Rescue Centers und mich) mit ihrem Rüssel riechend ab. Dann dreht sie sich um und marschiert zielstrebig in den Wald. Wir tippeln hinter ihr her. Sie weiß genau wo die schönste Staubbad-Stelle ist und bewirft sich hier erst mal ausgiebig mit Sand.

Wir bleiben auf Distanz, denn an einer Ladung Staub haben wir kein Interesse. Kaum ist die Elefantenlady mit ihrer Hautpflege fertig, möchte sie sehen was in den Beuteln ist, die wir mitgebracht haben. Lucky ahnt natürlich, dass es für sie ist: Bananen und Äpfel frisch vom Markt. Die nimmt sie gern. Als unsere Obstbeutel leer sind macht sie sich gemächlich auf den Rückweg. Spaziergang beendet.

Chhouk bekommt eine neue Prothese

Gerade rechtzeitig kommen wir zur Anprobe der neuen Beinprothese des 9jährigen Elefantenbullen Chhouk. Als Kind geriet er in eine Schlinge, gelegt von Wilderern wohl für andere Tiere, aber befreien konnte sich der kleine Elefant nicht aus der Falle. Seine Familie zog weiter. Es wird angenommen, dass er etwa eine Woche in der Schlinge fest hing, dann wurde er von Wildhütern entdeckt und befreit. Das Bein war jedoch so stark entzündet, dass es amputiert werden musste. Der junge Dickhäuter gewöhnte sich bald daran auf nur drei Beinen zu laufen, allerdings bekam er auf Grund der einseitigen Belastung Schulterprobleme. Es entstand die Idee für eine Prothese. Die Studenten der Prothesenschule nahmen die Herausforderung an – eine Beinprothese für einen Elefanten. Sieben Kilo wiegt das Teil aus Kunstharz, Leder, Polster und einer Gehfläche aus Autoreifen. Etwa alle sechs Monate muss sie erneuert werden – Chhouk ist noch jung und wächst. Er kommt gut mit seinem Ersatzbein zurecht, er rennt sogar damit und lässt auch die tägliche Beinstumpfpflege ohne Protest über sich ergehen.Chhouk Prothese, Phnom TamaoDas Phnom Tamao Wildlife Rescue Center versorgt in der Hauptsache Wildtiere, die der Zoll beschlagnahmt hat oder Wildtiere, die auf dem Markt verkauft werden sollten wie z.B. Otter, Schildkröten, Affen, diverse Wildkatzen. Im Jahr 2014 konnten beinahe 2000 Tiere aus illegalem Handel gerettet werden. Wenn möglich werden die Tiere wieder ausgewildert; waren sie jedoch zu lange in menschlicher Obhut oder haben sie ein körperliches Gebrechen wie Chhouk verbleiben sie im Center. Ich bin im Rahmen einer Ganztagsführung mit Blick hinter die Kulissen hierher gekommen. So große Tiere wie Elefanten hatte ich hier nicht erwartet – und auch keine Tiger! TigerSie wurden als Babys vom Zoll beschlagnahmt. Leider sind es Hybride, d.h. eine Kreuzung aus zwei Arten, daher eignen sie sich nicht zur Zucht. Einem der mittlerweile ausgewachsenen Tigerkater wird nachgesagt er möge keine Fotografen. Nun ja. Kaum stehen wir am Rand des weitläufigen Waldgeheges kommt die Großkatze gemäßigten Ganges direkt an den Zaun. Ich zücke die Kamera. Tiger zum Streicheln nah! Prompt dreht mir der Kater sein Hinterteil zu, wackelt nach Katzenart und – spritzt. Ich rette meine Kamera und mich durch einen Satz zur Seite. Also keine Tigernahaufnahme an dieser Stelle.

Ganz anders verhält sich die Kappengibbondame. Sie war als Baby in Privathaltung und wurde im Rescue Center aufgepäppelt und gepflegt; leider denkt sie heute sie sei ein Mensch und fürchtet sich vor anderen Gibbons. Wenn westliche Besucher kommen – vor Kambodschanern hat sie Angst – kommt sie sofort auf Augenhöhe und presst ihren Rücken an die Käfigwand. „Sie erwartet ein paar Streicheleinheiten“, sagt Tierpflegerin Debby, die uns begleitet. Dann streckt sie auch noch ihren Fuß durch das Gitter: Eine Fußmassage bitte. Das machen wir doch gern! Sie schließt die Augen und irgendwie sieht es so aus als ob sie lächelt. Nachdem wir vier uns in Gibbonfußmassage geübt haben ziehen wir weiter. GibbonDas Gibbon-Männchen im Gehege nebenan reagiert komplett anders: Er verzieht sich in die hinterste Ecke seines Terrains. „Er hat Schlimmes erlebt“, erklärt Debby, „er hat nur einen Fuß und mag weder Menschen noch andere Gibbons.“ Doch es gibt auch ganz andere Geschichten: Nämlich die von einem Gibbonpaar das erfolgreich ausgewildert werden konnte: Beim Ta Nei Tempel im Archäologischen Park von Angkor treffe ich die Beiden sogar zufällig einige Tage später – mit ihrem ersten Nachwuchs.

WildkatzeWann immer es möglich ist, werden die Tiere, nachdem sie medizinisch versorgt und aufgepäppelt wurden, im nahen Cardamom Nationalpark ausgesetzt. Kandidaten hierfür sind der Nebelparder und diverse Wildkatzen. Diese junge Wildkatze ist erst gestern vom Markt hierher gebracht worden und möchte zu gern ihre Holzkiste verlassen.

Die jungen Fischotter stammen ebenfalls vom Markt; sie sind Otterschon etliche Wochen hier und vital und aufgeregt. Aber sie müssen noch lernen sich selbst zu versorgen, daher werden sie mit lebenden Fischen gefüttert. Wenn sie alt genug sind, sollen sie in die Freiheit entlassen werden.

Das Terrain, das die jeweiligen Tiere bewohnen ist weitläufig, grün mit vielen Rückzugsmöglichkeiten abseits der offiziellen Besucherwege. Finanziert wird das Zentrum teilweise vom Staat und von privaten Sponsoren. Man kann mit dem eigenen Auto anfahren oder sich im Rahmen einer Ganztagstour in Phnom Penh abholen lassen. Die Ganztagstour kostet 150,- Dollar inkl. Transfers, Eintrittsgeld, Führung, Mittagessen und Getränken. Nicht billig aber seinen Preis wert – das Geld kommt zu 100% dem Rescue Center zu Gute.

Kontakt: www.phnomtamaotours.com oder www.facebook.com/PTWRC