Die Galapagosinsel Isabela – Ritt auf den Vulkan

Ich bin im Paradies! Der Ort heißt Puerto Villamil, hat 3000 Einwohner und liegt auf Isabela, der größten Insel des Galapagos-Archipels.

Was mache ich nun auf Isabela, wenn ich auf Grund des Jetlags von sieben Stunden Zeitverschiebung morgens um sechs Uhr bereits hellwach bin, die Sonne gerade aufgegangen ist, das Thermometer bereits 25° C zeigt, die Behausung direkt am Stand liegt und die Brandung rauscht? Puerto Villamil, IsabelaGenau: Ich gehe erst mal ins Meer. Isabela liegt direkt auf dem Äquator, doch wegen des kalten Humboldtstromes ist das Wasser mit 20–22°C relativ kühl und herrlich erfrischend. Danach folgt ein ausgedehnter Spaziergang am drei Kilometer langen schneeweißen, feinen Sandstrand entlang. Es begegnen mir: 1 Pelikan, 3 Strandläufer (Spezies Mensch), 5 Strandläufer (Spezies Vogel), ca. 40 Meerechsen die auf dem einzigen schwarzen Lavafelsen weit und breit die ersten Sonnenstrahlen tanken und etwa 2000 Geisterkrabben, die sich gerade nach der Flut aus ihren Sandhöhlen freischaufeln.

Nun wird gefrühstückt: Toast, Marmelade, Kaffee und ein halber Liter frisch gepresster Baumtomatensaft. Jetzt bin ich bereit für meinen Ausflug auf einen der fünf Vulkane, den 1460 m hohen Sierra Negra. Zunächst werden wir – fünf Amerikaner und ich – von unserem Guide Richard mit einem Pickup von Puerto Villamil nach Santo Tomas gebracht. Hier erwarten uns bereits gesattelte Pferde. Das ist so üblich, ich hab’s mir nicht ausgesucht und da ich seit 30 Jahren nicht mehr auf solch einem Tier gesessen hab‘, bin ich etwas skeptisch. Die Amerikaner jedenfalls jauchzen vor Freude beim Anblick der Pferde und kaum sitzen sie im Sattel wollen sie Wettrennen veranstalten. Wahrscheinlich sind sie allesamt auf dem Pferderücken geboren worden! Mir kann das egal sein, ich habe ein geduldiges, etwas unterernährtes Pferdchen namens „Caprichosa“ (übersetzt heißt es so viel wie: launenhaft, wunderlich) erhalten, das so aussieht, als ob es ihm ganz Recht wäre, gemächlichen Schrittes hinter den anderen her zu trotten. Nun, ich kenn‘ mich mit Pferden halt nicht aus! Schon nach wenigen Schritten stellt sich heraus, dass Caprichosa es partout nicht ausstehen kann, wenn sie die Hinterteile ihrer Artgenossen ansehen muss, sprich sie will die Führung übernehmen. Das bedeutet, sobald die Amerikaner ihre Pferde in leichten Trab bringen, fällt Caprichosa in leichten Galopp. Überholen lässt sie sich nicht! Wenn doch mal ein feister Hengst droht schneller zu sein, beißt sie ihn beim Überholmanöver einfach in den Hals! Danach haben es alle verstanden: Caprichosa geht voran und damit basta! Und ich? Ich verkralle mich im Sattel, presse die Knie in den Bauch des Tierchens und versuche mit der Kamera vor meiner Brust und dem Rucksack auf dem Rücken das Gleichgewicht zu halten. Nach 90 Minuten Ritt dürfen wir dann noch etwa eine Stunde zu Fuß weiter gehen.Isabela, Auf dem Vulkan

Wir laufen am Rand der neun Kilometer durchmessenden Caldera entlang, (der zweitgrößten der Welt) und blicken in einen tiefen Abgrund aus schwarzer Lava. An einigen Stellen steigen heiße, weiße Dampfsäulen aus dem Boden auf. Auf ein Mal bekommen wir warme Füße, denn die Erde ist heiß. Wir stehen auf einem aktiven Vulkan der im Oktober 2005 das letzte Mal ausgebrochen ist! Zu sehen sind noch Reste von verbrannten Büschen, aber auch schon neues Grün wagt sich vorsichtig aus der Lavaasche hervor. Ein einmaliger Ausflug und auf dem Rückweg finde ich sogar Reiten ganz angenehm – vor allem weil mir niemand die Sicht nach vorn versperrt!

Hergekommen bin ich von Düsseldorf über Amsterdam mit Zwischenlandungen in Guayaquil und Baltra, dem Hauptflughafen der Galapagos-Inseln. Von Baltra ging es direkt weiter mit einem winzigen Flugzeug in das genau sieben Passagiere hinein passen, wobei Nr. 7 auf dem Sitz des Copiloten Platz nimmt. Das ist fliegen pur und nur 30 Minuten später landen wir auf der idyllischen Insel. Ein idealer Ort für Individualtouristen und Naturliebhaber. Neben dem Ausflug auf den Sierra Negra gibt es viele lohnende Ziele:

  • Schnorchel- und Tauchausflüge im glasklaren Wasser,
  • die Tintoreras mit Galapagos Pinguinen, Meerechsen, Blaufußtölpeln
  • guten Möglichkeiten Haie und Rochen zu beobachten
  • die Lagune der Flamingos
  • die Muro de las Lágrimas (eine in den 50er Jahren von Strafgefangenen errichtete 10 m hohe Mauer mitten in der Wildnis)
  • die Aufzuchtstation der Galapagos-Riesenschildkröten

Jeder der fünf Vulkane Isabelas hatte seine eigene endemische Population Riesenschildkröten, doch von Siedlern eingeschleppte und später verwilderte Schweine, Ziegen und Hunde dezimierten die Gelege so stark, dass die Schildkröten bis zu ihrem 3. Lebensjahr in menschlicher Obhut bleiben. Danach werden sie ausgewildert. Wer noch mehr von der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt der Galapagos-Inseln sehen möchte, fährt mit dem Boot in vier Stunden nach Santa Cruz und geht von dort auf eine 4, 5 oder gar 8-tägige Kreuzfahrt.

Literaturempfehlungen Galapagos Inseln:

  • V. Feser: Ecuador inkl. Galápagos, Michael Müller Verlag
  • W. Bittmann/B. Fugger: Galápagos, Reiseführer Natur
  • C. Rohrbach: Inseln aus Feuer und Meer
  • A. Vazquez-Figueroa: Der Leguan
  • J. Treherne: Verloren im Paradies. Die Galapagos-Affärel

Sollten die Bücher vergriffen sein, finden Sie bei booklooker.de – der Flohmarkt für Bücher gebrauchte Bücher.

Galapagosriesenschildkröte