Neuseeland – der Arthur’s Pass

Am Arthurs Pass fällt der Regen waagerecht in Form vondicken Bindfäden. Liegt wohl an seiner Lage down under …
Arthurs Pass ist die kürzeste Verbindung zwischen der West- und der Ostküste der Südinsel Neuseelands und 920 m an seiner höchsten Stelle. Benannt wurde der Pass nach Sir Arthur Dobson, der 1864 die ersten Europäer über diesen Übergangführte; die Maori – Neuseelands Ureinwohner – nutzten diese Passage schon seitvielen Jahrhunderten.

Christchurch

Aber der Reihe nach: Mein Mann und ich haben in Christchurch einen betagten aber rüstigen japanischen Kleinwagen gemietet und wollen in der Bergregion um Arthurs Pass Village zwei Nächte bleiben, um einige Wanderungen im Arthurs Pass Nationalpark zu unternehmen. Bei strahlend blauemHimmel und warmen Sonnenstrahlen fahren wir durch die Canterbury Plains Richtung Alpen. Nach dem ersten Pass, dem 942 m hohen Porters Pass, wird der Himmel jedoch zusehends grauer und dunkler.

Memorial für Sir Arthur Dobson
Memorial für Sir Arthur Dobson

Arthurs Pass

In Arthurs Pass Village, einem Örtchen kurz unterhalb des gleichnamigen Passes ankommen, regnet es dann – nein, es schüttet so, dass wir nicht mal aus dem Auto aussteigen. Anstatt der geplanten zwei Tage verweilen wir genau fünf Minuten, dann treten wir die Flucht nach vorn an die Westküste an. Der Regen wird langsam weniger und im 4000 Seelen zählenden Küstenort Hokitika sind dieWolken sogar in unterschiedlichen Grauschattierungen auszumachen. Hier quartierten wir uns für die Nacht ein.

Hokitika
Hokitika

Der Ort könnte sofort als Kulisse für einen Westernfilm herhalten, die Hauptstraße sieht aus wie aus dem letzten Jahrhundert, allein die Pferde fehlen. Und dann der Strand – traumhaft, grandios, endlos lang! Nicht dass man dort im Meer schwimmen könnte, dafür ist die Brandung zu stark, aber im feinen, schwarzen Sand liegen ganze Bäume mitsamt ihren Wurzeln als Strandgut. Teils von der Sonne ausgebleicht, teils gerade angeschwemmt. Daschlägt das Fotografenherz höher. Leider fehlt das Licht, wir sind schon zuspät dran! Wir beschließen am nächsten Morgen in aller Frühe wiederzukommen.

Strand von Hokitika
Strand von Hokitika

Der nächste Morgen hat dann richtiges Wuppertaler Novemberwetter zu bieten. Einheitlich grauer Himmel gepaart mit heftigem Regen!An Strand und fotografieren ist nicht zu denken! Wir flüchten also wieder, diesmal zurück nach Osten.

Auf dem Weg von Hokitika zum Arthur's Pass
Auf dem Weg von Hokitika zum Arthur’s Pass

Arthurs Pass zum Zweiten

Wieder geht es den Arthurs Pass hoch, nur von der anderen Seite. Die Wolkenhängen zwar etwas höher als bei der Hinfahrt, aber es regnet trotzdem. Mit 20km/h quält sich unsere japanische Reisschüssel den Berg hinauf. Jetzt verstehen wir warum Wohnwagenfahrern vom Arthurs Pass abgeraten wird! Einst war diesersteile Anstieg berüchtigt für Lawinen und Erdrutsche, doch 1990 wurdenumfangreiche Ausbauarbeiten vorgenommen, darunter auch der Otira-Viadukt. Er überspannt auf einer Länge von 440 m ein sehr unsicheres Terrain. Die Enge desTales zwang die Baumeister, die Brücke mit einer außergewöhnlich hohen Steigungvon 12-16% zu errichten – das ist gut doppelt so viel wie der europäischeStandard für frostgefährdete Straßen.

Otira Viadukt

Am Aussichtspunkt nach diesem Viadukt gönnen wir dem Auto und uns eine Pause – und schon sind sie da. Sie haben nur auf unsgewartet. Drei Keas. Diese Bergpapageien leben nur auf der neuseeländischen Südinsel und sind extrem verspielt undneugierig. Endlich neues Spielzeug!

Kea

Sofort kommen sie angehüpft, einer flattert auf den Außenspiegel und schaut hochgradig interessiert in den Fahrerraum.

Interessierter Kea
Interessierter Kea

Wir steigen aus, fotografieren die Keas und schauenauf den überwältigenden Viadukt. Keas sollteman jedoch nicht den Rücken zuwenden: Schon beschäftigt sich eines der etwa 45cm großen Vögelchen mit seinem kräftigen gebogenen Papageienschnabel mit unserem Scheibenwischer. Der lässt sich so wunderbar bewegen und dann dieses weiche Wischblatt – tolles Spielzeug! Wir sind da jedoch völlig anderer Meinungund ergreifen die Flucht!

Interessierter Kea
Interessierter Kea

Klondyke

Kaum haben wir den Pass überquert und das (immer noch) verregnete Arthurs Pass Village hinter uns ist der Himmel schlagartig strahlendblau. Es ist wie eine Fata Morgana. Fantastische Ausblicke tun sich auf! AmKlondyke überqueren wir ein viele Meter breites geröllhaltiges Flussbett. Jetztwird es nur von einem Rinnsal durchflossen, doch in kürzester Zeit kann sichdas träge fließende Flüsschen in einen reißenden Fluss verwandeln.

Klondyke
Klondyke

Kura Tawhiti / Castle Hill

Schon von weitem sehen wir Kura Tawhiti oder Castle Hill. Diese bis zu 30 m hohen Kalksteinformationen entstanden wahrscheinlich während der letzten Eiszeit. Seinen Namen bekam dieser Hügel wegen seiner großen Anzahl von unterschiedlich großen in der Gegend verstreut liegenden Felsblöcken. Diese erinnern entfernt an eine alte, heruntergekommene Burg.

Kura Tawhiti / Castle Hill
Kura Tawhiti / Castle Hill

Die Felsen sind ein Zentrum der neuseeländischen Kletterszene, insbesondere das Bouldern wird hier praktiziert. Bouldern ist das Klettern ohne Seil und Gurt an Felsblöcken oder -wänden in Absprunghöhe.
Ganz in der Nähe befindet sich einer der Drehorte vom „Herr der Ringe“.

Springfield

Eigentlich wollten wir heute bis Christchurch durchfahren, aber aufgrund der überwältigenden Landschaft, von der wir auf dem Hinweg absolut nichts gesehenhaben, halten wir alle paar Meter an, können uns gar nicht satt sehen, und vergessen dabei Zeit und Raum.

Springfield, Neuseeland
Springfield, Neuseeland

So bleiben wir über Nacht in einen netten Hostel (Smilys) in Springfield und welche Attraktion gibt es wohl in diesem Dorf – neben der ersten/letzten Tankstelle nach/vor Arthurs Pass? Richtig: Den größten, angebissenen Donat der südlichen Hemisphäre! Dieses Kunstwerk wurde den knapp über 200 Bewohnern von Springfield anlässlich der Premiere des Kinofilms „Die Simpsons“ im Sommer 2007 geschenkt. Familie Simpson wohnt ebenfalls in Springfield – jedoch in den USA.

Springfield, Neuseeland
Springfield, Neuseeland

Christchurch

Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Christchurch und verbringen denTag mit Shoppen und im Museum – es regnet zur Abwechslung mal wieder.

Lesen Sie dazu auch meinen Bericht über Christchurch nach dem Erdbeben